Schattenwandler 05. Noah by Jacquelyn Frank

Schattenwandler 05. Noah by Jacquelyn Frank

Autor:Jacquelyn Frank
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: Egmont vgs Verlagsgesell.
veröffentlicht: 2010-12-31T23:00:00+00:00


13

Legna beugte sich über ihren Sohn, und ihr endlos langes Haar fiel um ihn wie ein schützender Vorhang, als sie sein Bäuchlein küsste und er vor Vergnügen kreischte. Die wunderschöne Dämonenmutter strahlte Liebe und Geduld aus, selbst wenn ihr sechzehn Monate alter Sohn ihr Haar packte und es nicht mehr loslassen wollte.

»Er hat dieselben Vorlieben wie sein Vater«, bemerkte Gideon, der neben ihnen auf einem Stuhl saß. Er beugte sich vor und strich mit liebevollen Fingern durch ihr wallendes kaffeebraunes Haar. Er trug ein Halsband aus ihren Locken, der einzige Schmuck, den er in seinem langen Leben je getragen hatte. Es war ein Geschenk von ihr gewesen, gleich nach ihrer Hochzeit. An dem Tag, als sie erfuhren, dass sie ein Kind bekommen würden.

Legna löste sich aus Seths erbarmungslosem Griff, setzte sich auf die angezogenen Beine und lächelte ihren Mann an, dessen Hand sich auf ihren Rücken legte.

»Das ist alles schön und gut, aber ich glaube, ich muss mein Haar in den nächsten Jahren hochstecken. Er geht nicht gerade sanft damit um.«

Gideon reagierte augenblicklich. Er berührte ihren misshandelten Haaransatz, und seine wirkungsvollen Heilkräfte entschädigten sie mehr als genug für ihren Schmerz. Er war augenblicklich verschwunden, und sie wollte ihn dankbar küssen.

Doch sie kam nicht mehr dazu. Zu Gideons Schreck wurde seine Frau plötzlich von ihm fortgerissen. Sie flog rückwärts durch den Raum – volle drei Meter – und krachte gegen die Wand, als wäre sie eine Stoffpuppe, die von einem trotzigen Kind weggeschleudert wird, und glitt reglos zu Boden.

Gideon brüllte auf, als der Schmerz in seinem Kopf explodierte. Er hörte den Antwortschrei, die Qual, spürte, wie die Verbindungslinie vom Bruder zur Schwester und zu ihm, ihrem Ehemann, führte. Das Gehirn des Heilers, so fähig und ausgebildet es auch war, war auf einen solchen Angriff nicht vorbereitet. Blutgefäße platzten, und seine Nase begann heftig zu bluten. Es war seinen Fähigkeiten als Heiler zu verdanken, dass er nicht das Bewusstsein verlor und dass es ihm gelang, Hunderte kleiner Blutungen im Gehirn zu verhindern, die mit vernichtender Kraft einzusetzen drohten.

Er durfte nicht unterliegen. Wenn er nur die Auswirkungen durchmachte, dann wurde seine Frau gerade zu Tode gefoltert. Gideon keuchte, als er sich hochrappelte, und er musste aufpassen, dass er nicht auf seinen Sohn trat. Er stolperte zu seiner Frau und heilte sich währenddessen mit einer Ruhe, die über das Entsetzen hinwegtäuschte, das ihn beim Anblick seiner geliebten Gattin erfasste: Legna lag bewusstlos auf dem Boden und blutete aus Nase, Ohren und Augen.

Gideon hatte nicht geahnt, dass Noah solche Kräfte besaß. Weil er wusste, dass Noah seiner Schwester nie wissentlich wehtun würde, bezweifelte er, dass Noah es selbst wusste. Gideon legte seiner Frau die Hände auf und begann sie rasch zu heilen, richtete alle seine Kräfte auf sie und achtete nicht auf seinen eigenen Schmerz und seine Verletzungen. Er sprach ein kurzes Dankgebet, dass er bei Legna gewesen war, als es passierte. Was, wenn er außer Landes gewesen wäre? Es gab am Hof der Lykanthropen keine Dämonenheiler außer ihm. In seiner unkontrollierten Angst und Wut hätte Noah unwissentlich seine geliebte Schwester getötet.



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