Schattenmacht 3 - Engelsblut (German Edition) by Eve L. Fay

Schattenmacht 3 - Engelsblut (German Edition) by Eve L. Fay

Autor:Eve L. Fay [Fay, Eve L.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-03-13T23:00:00+00:00


16

Sie hatte kaum geschlafen, fühlte sich von den Ereignissen überrollt, als hätte sie eine Konfrontation mit einem Lastwagen überlebt. Die Kette, sie konnte die Kette nicht finden. Sie hatte sie in der Nacht, als ihr Vater starb, an sich genommen und nicht mehr losgelassen. Da war sie sich ganz sicher, aber sie konnte sie nirgendwo finden. So leise wie möglich, hatte sie ihre wenigen Habseligkeiten durchwühlt. Sina schlief wie ein Stein und bemerkte nichts von der Unruhe. Dann hatte Tiara sich Kleider mitgenommen und unten im Bad angezogen. Jetzt saß sie am Küchentisch und durchkramte ihren Geist, doch sie fand keinen Anhaltspunkt. Sie hatte die Kette nicht angezogen, sondern sie in der rechten Hand gehalten. Sie konnte immer noch die Stelle fühlen, wo sich der Brillant tief in die Hand gegraben hatte. Lucien hatte sie zum Wagen getragen, ihr Mut zugesprochen, danach sind sie zum Erwählten-Stammsitz gefahren. Tiara war eingeschlafen. Sie musste Cors Erbstück in dem Van verloren haben. Sie war sich so gewiss die Kette zu haben, dass sie die ganze Zeit nicht mehr daran gedacht hatte.

Tränen brannten hinter ihren Lidern. Alles war ihr entglitten, sie hatte es noch nicht einmal vermocht auf die Kette aufzupassen, die letzte Erinnerung, die Cor von seiner Mutter blieb. Unfähig, sie war unfähig, ein Nichts, das nie hätte geboren werden sollen, ein Scherz Gottes, den wohl nur er verstand. Sie konnte sich noch nicht einmal einen Tee machen, weil die Feuerstelle kalt war. Sie stützte ihre Stirn in die Hände. Die Unruhe war unerträglich, also schob sie den Stuhl hinter sich, packte sich ihren Mantel und ging hinaus.

Der Wind blies ihr eisig entgegen, ihr Körper begann augenblicklich zu zittern, sollte sie der Tod doch holen.

»Nur zu«, dachte sie, »komm schon. Da ist niemand mehr, der mich vermisst.«

Mit schweren Schritten ging sie durch den Schnee, in Richtung des Waldes, der den Ausgang aus dem Bergkessel bildete. Auf der Höhe sah sie sich noch einmal um. Sie hatte es schon einmal geschafft, den Angstwall zu durchbrechen, und so lange keine Hexen in der Nähe waren, könnte es ihr erneut gelingen.

Doch bevor sie auch nur den Pfad fand, kam Aaron hinter ihr her. Das Pech folgte ihr auf Schritt und Tritt. Tiara blieb stehen und sah dem Magier entgegen, dessen Ruf sie gehört hatte. Sie musste Aaron loswerden und das schnell.

»Hast du nicht Sina versprochen, dich dem Wetter entsprechend zu kleiden? Du zitterst ja wie Espenlaub«, sagte er lächelnd und legte ihr seinen Mantel um die Schultern.

»Es geht schon«, sagte sie und schob den Mantel fort.

»Ich bitte dich«, er hob den Mantel auf, beförderte ihn zurück und wickelte ihn um sie. Dann hob er seinen behandschuhten Finger an ihr Kinn und sah sie ernst an.

»Alles in Ordnung, Liebes?«, fragte er besorgt.

Über ihr krachte es in den Ästen. Sie sah nach oben, wo sich ein gewaltiger Adler niedergelassen hatte. Auch Aaron bemerkte das Tier, aber er sah ihr weiterhin ins Gesicht.

»Verschwinde«, zischte sie zu dem Vogel, dann sah sie Aaron in die Augen, »und du auch.«

Sie riss sich den Mantel von den Schulter, warf ihn in den Schnee und stapfte weiter in den Wald.



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