Scare Me! by Richard Jay Parker

Scare Me! by Richard Jay Parker

Autor:Richard Jay Parker [Parker, Richard Jay]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783865524386
Herausgeber: Festa Verlag
veröffentlicht: 2015-11-09T16:00:00+00:00


28

Seit ihrem Fluchtversuch hatte Libby weder Wasser noch etwas zu essen bekommen und auch auf den Lichtschimmer verzichten müssen, der sich unter die Kapuze stahl, wenn die Kordel gelöst und der Rand angehoben wurde. Die Dunkelheit war zu einer festen Masse geronnen, die alle anderen Farben verdrängte, die sich vor ihren Augen manifestierten, und den minimalen Abstand zwischen dem Stoff und ihrer Vorstellung ausfüllte. Mittlerweile kam ihr alles unterhalb des Kopfs abstrakt vor.

Nach und nach sickerte die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass sie auf der Seite lag. Der Toilettensitz war verschwunden, weshalb ihr nichts anderes übrig blieb, als auf den Boden zu pinkeln. Die Haut an ihren Schienbeinen brannte und die Hühner pickten an ihr herum und trippelten über sie hinweg. Sie hatte die Hoffnung auf Rettung längst aufgegeben. Trotz Lösegeld, man würde sie nicht gehen lassen.

Sie spekulierte über die Höhe der Summe, die man gefordert hatte. Wie viel mochte sie wert sein? Wie viel zahlte man, um sie nicht zu verlieren?

Für Luke war sie wichtig. Er wollte sie heiraten. Sie hatte noch nicht den Mut aufgebracht, ihren Eltern davon zu erzählen. Dad hielt sie ohnehin für zu jung, um ein Kind auf die Welt zu bringen.

Jetzt bekam sie nie mehr die Gelegenheit, ihnen zu beweisen, was für eine verantwortungsvolle Mutter sie sein konnte. Sie wusste noch, wie sie alle sich gefreut hatten, als feststand, dass ihre Familie verspäteten Zuwachs bekam – Jessie. Doch Libby war auch eifersüchtig gewesen. Sie vermutete, Dad reagierte vor allem deshalb so euphorisch, weil er endlich eine Tochter bekam, der er sich wirklich verbunden fühlen konnte.

Ihrem Kind wollte sie geben, was sie von ihrem Vater nie bekommen hatte – ständige Präsenz. Das war auch der Grund gewesen, weshalb sie Lukes Heiratsantrag angenommen hatte. Bei ihrer ersten Begegnung hätte sie nicht im Traum daran gedacht, dass er der Richtige für sie wäre. Mom hatte sich über seine Marotte lustig gemacht, eine Augenbraue abzurasieren, und im Scherz gemeint, es sei ein Zeichen, dass man ihm nicht trauen könne. Libby war es bald lästig geworden, ständig ihre eigene Braue in der Mitte auszurasieren, und Luke war froh gewesen, als sie damit aufhörte. Wie sehr sie das damals alles gestört hatte und wie kindisch ihr das heute alles vorkam.

War da jemand? Sie hob den Kopf und lauschte. Durch das sporadische Gackern der Hühner glaubte sie ein metallisches Klappern gehört zu haben. Ihre Nacken- und Bauchmuskeln verkrampften von der Anstrengung und sie ließ den Kopf wieder sinken. Sie wartete und war dankbar, dass niemand die Tür aufschloss. Vielleicht beobachtete sie jemand schon die ganze Zeit. Ihr Hals war rau und wund von früheren Versuchen, durch den Knebel um Hilfe zu rufen. Nach Luke rief sie nicht mehr, es war sinnlos. Wäre er in demselben Raum gefangen wie sie, hätte er sich längst bemerkbar gemacht.

Die Beziehung zu Luke war intensiver gewesen als zu den Typen vor ihm, mit denen sie nach längstens vier Monaten Schluss zu machen pflegte. Trotzdem hatte sie gezweifelt, ob es mit ihnen beiden auf Dauer gut ging. Als sie nach den üblichen vier Monaten immer noch zusammen waren, wurde sie zunehmend nervöser.



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