Sansom, C. J. by Buch des Teufels Das

Sansom, C. J. by Buch des Teufels Das

Autor:Buch des Teufels Das
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-29T10:06:31+00:00


***

Ein Mann in weißer Soutane war an eine steinerne Säule im Kirchenschiff gekettet. Er brannte lichterloh, eine menschliche Fackel in der Dunkelheit, obschon nichts Brennbares um ihn her aufgeschichtet war, kein sichtbarer Grund bestand, warum die Flammen an ihm leckten. Hinter uns sank jemand ohnmächtig nieder, andere fielen auf die Knie und flehten zu Gott. Barak und Sir Thomas Seymour näherten sich dem Brennenden, Harsnet und ich ebenso. Die Hitze, die von ihm abstrahlte, war so gewaltig, dass wir sieben oder acht Fuß vor ihm innehalten mussten. Ich werde diesen grässlichen Anblick niemals vergessen. Es war Reverend Yarington, der in Flammen stand, die Kleider bereits verkohlt; darunter zeigte sich das rote, verbrannte Fleisch, daraus das Blut in die Flammen tropfte, dass es zischte. Er starrte uns an im entsetzlichen Todeskampf, und ich sah, dass er geknebelt war, dass über seinen Mund mit einem Strick ein Tuch gebunden war. Die Geräusche, die wir gehört hatten, waren sein gedämpftes Heulen.

Er starrte aus hervorquellenden Augen auf seine Schäfchen, die wie gelähmt vor ihm standen, bis jemand schrie: »Wasser! Holt Wasser!« Drei Männer eilten aus der Kirche, und ich sah, wie Yaringtons Blick ihnen folgte. Doch es war zu spät, es war schon zu spät gewesen, noch ehe wir die Kirche betreten hatten. Wir mussten hilflos zusehen, wie die Flammen Yaringtons Haupt verschlangen. Ich sah mit Grausen, wie dieses stolze, weißhaarige Haupt sich entzündete, bis die Flammen es umstrahlten wie ein goldener Heiligenschein. Während das Feuer sein Gesicht verzehrte, kippte sein Haupt nach vorn, und das schreckliche Stöhnen verstummte.

»Kein Rauch«, bemerkte Harsnet neben mir mit bebender Stimme. »Kein Rauch und nichts Brennbares. Das ist Teufelswerk.«

Die Männer, die hinausgerannt waren, kamen mit Löschkübeln und Fackeln zurück und beleuchteten das schlichte, weißgetünchte Innere der Kirche und die verkohlte Gestalt, die an die Säule gekettet war. Sie schütteten Wasser über Yarington, woraufhin die Flammen knisternd und zischelnd erstarben, dünnen Rauchfäden wichen, die von dem Leichnam aufstiegen. Sir Thomas Seymour trat kühn vor ihn hin und blickte in das verbrannte Antlitz. »Er ist tot«, stellte er fest und wich sogleich zurück. »Pfui, er stinkt.«

Ich sah auf Yaringtons Leichnam, der zusammengesunken in den Ketten hing, das weiße Gewand war mit dem verbrannten Fleisch verschmolzen. Jemand wandte sich ab und erbrach. Selbst Barak, dessen Magen aus Gusseisen war, sah blässlich drein. Es war nicht nur der Anblick, sondern auch der Geruch, eine Mischung aus verkohltem Fleisch und fauligem Fisch. Ich blickte zu Boden, entdeckte Flecken einer zähen Flüssigkeit. Ich bückte mich hinunter, tauchte zögernd den Finger hinein und roch daran.

»Fischöl«, sagte ich leise. »Er war über und über mit Fischöl beschmiert. Vermutlich das Öl jener Riesen, welches allenthalben feilgeboten wird.« Ich wandte mich an Harsnet. »Es brennt wie Zunder.« Ich besah mir erneut das Gesicht, obwohl mein Magen rebellierte. Der Knebel war mittlerweile fest mit seinem Gesicht verschmolzen. Auch den Kötter Tupholme hatte man geknebelt. Ich nahm an, dass Yarington zunächst betäubt, alsdann besinnungslos in die Kirche geschafft und an die Säule gekettet worden war. Als er wieder erwacht war, leckten schon die Flammen an ihm.



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