Rückkehr ins Glück by Julia Arden

Rückkehr ins Glück by Julia Arden

Autor:Julia Arden
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-05-28T16:00:00+00:00


***

»Darf man erfahren, was das darstellen soll?«

Stefanie hatte das Mienenspiel in Frankas Gesicht während der letzten Meter Weg zu ihrem Büro beobachtet. Es begann mit einem verwunderten Augenzucken, als Franka ihrer ansichtig wurde, und ging in einen Gibt-es-für-diese-Aktion-irgendeine-Erklärung-die-ich-verstehen-muss-Blick über, als sie gewahr wurde, dass die etwa drei mal zwei Meter große Panoramascheibe ihres Geschäftsraumes fast komplett mit Pappen alter Lieferkartons zugeklebt war. Jetzt stand Franka vor ihr und wartete auf eine Antwort.

Stefanie versuchte, Ruhe auszustrahlen, doch von ruhig war sie weit entfernt. »Das war ich, und es gibt einen Grund dafür.«

»Ich bin gespannt.«

Stefanie zog Franka am Arm zur Tür. »Schließ auf, ich erklär es dir drinnen.«

Widerwillig folgte Franka der Aufforderung. Da im Inneren des Raumes das Tageslicht fehlte, schaltete Franka das Licht an. Sie legte ihre Tragetasche auf dem Schreibtisch ab, stand nun abwartend davor. »Also?«

Stefanie ging zu dem Bild, welches auf dem schmalen Fenstersims an die Scheibe gelehnt stand, und drehte es um.

»Was ist das denn?«, wunderte Franka sich.

»Du weißt es nicht?«

Franka kam einen Schritt näher. »Nein.«

»Das hat dir gestern Nacht jemand gebracht. Ich habe zufällig von meinem Fenster aus beobachtet, wie ein Mann etwas in deinen Laden trug und ins Fenster stellte. Ich …« Stefanie zögerte. »Na ja, ich war neugierig und ging runter, um nachzusehen. Ich dachte mir nichts weiter bei dem, was ich sah, fand es nur komisch, dass jemand so etwas hier abstellte. Aber heute Morgen las ich im Lokalteil der Zeitung von einem Einbruch. Unter anderem wurde ein Gemälde im Wert von fünfzigtausend Euro gestohlen. Es trägt den Titel Lava. Irgendein russischer Maler hat es gemalt.«

Frankas Miene war zunehmend nachdenklicher geworden. Jetzt ging sie wortlos zum Rechner, schaltete ihn ein und setzte sich auf ihren Stuhl. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf der Schreibtischplatte, während der Laptop hochfuhr. Dann tippte sie sehr schnell und konzentriert auf der Tastatur herum. Las, tippte, klickte. Und fluchte schließlich.

Stefanie hatte ihr Tun interessiert verfolgt.

»Konstantin Rakov«, las Franka vom Bildschirm ab. »Sein Bild Lava wurde auf einer Auktion in Hamburg versteigert. Preis: einundfünfzigtausendfünfhundert Euro.«

»Und wie kommt es hierher? Warum stellt dir jemand dieses Bild ins Büro, auch noch so, dass es wie auf dem Präsentierteller steht?«

»Deshalb der platte Reifen heute Morgen«, murmelte Franka vor sich hin. »Das gehörte dazu, damit ich mich verspäte.«

»Ich dachte jedenfalls, es ist besser, wenn ich das Teil vor den Blicken der Passanten verberge. Nicht dass irgendwer die Polizei ruft.«

»Das ist eine verdammte Warnung.« Franka starrte in den PC.

»Eine Warnung? Heißt das, du weißt, wer das war?«

»Ich glaube schon.«

»Ja, aber …« Stefanie fühlte, wie die Unruhe in ihr wuchs. »Wovor soll das eine Warnung sein? Wer hat dich denn derart auf dem Kieker, dass er dir die Polizei auf den Hals hetzen will? Hast du Feinde?« Stefanie konnte mit dem Fragen gar nicht mehr aufhören.

Franka beantwortete keine einzige davon, ging zum Bild, nahm es vom Fenstersims und trug es zum Schreibtisch. Sie knipste die kleine Extralampe an, hielt die Malerei dicht darunter und betrachtete sie eingehend. Zu Stefanies Verwunderung streichelte Franka das Bild sogar, jedenfalls sah es so aus, und roch daran.



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