Rixi, Trixi und Veronika by Lise Gast

Rixi, Trixi und Veronika by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-06-15T23:00:00+00:00


6. Eine Schulstunde

„Du, das lassen wir nicht auf uns sitzen“, zischte Ronny, sobald sie mit dem Ausspannen fertig waren und ins Haus gehen konnten. „So eine Gemeinheit!“

Helge hatte beim Anspannen nicht mit angefaßt, sondern war gleich mit Rixi verschwunden.

„Ja, ein Ekelpaket, ein elendes! Ob dein Großvater ihm glaubt?“

„Ich fürchte, ja. Du, wir vermöbeln den Helge, damit er so was nie mehr wagt.“

„Geht nicht. Zwei gegen einen“, sagte Silvi düster.

Sie liefen die Wirtschaftstreppe hinunter zu Amalie. Ob Tante Ingeborg schon da war? Aber der erzählte Helge sicherlich nichts, oder aber er verdrehte die Geschichte wieder völlig.

Tante Ingeborg war noch nicht zurück, zum Abendbrot aber kam sie, doch zeigte Helge sich nicht.

„Wo mag er denn stecken?“ fragte seine Mutter.

„Ich glaube, im Bett“, antwortete Ronny knapp.

Silvi war heimgelaufen, gleich nachdem sie zurückgekehrt waren.

Tante Ingeborg stand auf und ging ins Gästezimmer hinüber. Nach einer Weile kam sie wieder, setzte sich und fuhr fort zu essen. Ronny wartete ab.

„Er sagt, er hätte keinen Hunger“, meinte Tante Ingeborg und fragte dann: „Habt ihr euch gestritten?“

„Nein.“ Es klang wieder bockig und unliebenswürdig. Und Ronny hätte doch so gern alles erzählt!

Aber Petzen war scheußlich. Nein, sie petzte nicht. Und Tante Ingeborg fragte auch nicht weiter.

Am andern Morgen stürmte es wie wild. Schnee schüttete herab, es war wüstes Wetter.

„Soll ich Silvi entgegenfahren?“ fragte Tante Ingeborg und sah zum Fenster hinaus. „Bei solchem Wetter wird sie kaum durchkommen.“

„Ach die! Die bleibt einfach weg, wenn es ihr paßt“, sagte Helge jetzt und steckte seine Nase in den Milchbecher, „vorige Woche ist sie . . .“

„Da hat sie Herrn Güldner aber angerufen und gefragt, ob sie kommen müßte. Wir hatten an dem Tag nur zwei Stunden, und er sagte sofort, sie könnte daheim bleiben.“

„Hm. Was für ein Tag ist denn heute?“ fragte Tante Ingeborg. „Mariä Lichtmeß? Wenn es Lichtmeß stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, sagen die Bauern. Ich rufe mal bei Hinzes an.“

Ronny wartete den Anruf nicht ab, sondern lief mit Trixi los, ohne sich um Helge zu kümmern. Er kannte ja den Weg zur Schule.

Silvi war schon in der Klasse, als sie angerannt kam.

„Wie geht’s deiner Mutter?“

„Besser. Sie kann schon wieder laufen oder richtiger: humpeln. Und Helge?“

„Wird gleich kommen. Was machen wir mit ihm?“

„Einfach nicht mehr ansehen“, sagte Silvi, sie hatte den ganzen langen Weg darüber nachgedacht. „Nicht mit ihm sprechen, ihn wie Luft behandeln. Wenn wir ihn schon nicht verhauen –“

Ronny fand das zuwenig. Aber sie widersprach nicht. Gerade kam Herr Güldner herein, und die erste Stunde ging los.

Helge kam zu spät.

Herr Güldner pflegte dann nicht zu schelten. Er hielt dem Zuspätkommenden stumm seine Armbanduhr hin und sah ihn an. Dann konnte man sich entschuldigen, wenn man wollte, den Grund erklären.

Helge sah nur die Uhr an und deutete auf Ronny.

„Die ist mir weggerannt“, sagte er.

Herr Güldner versteckte ein Lächeln. Er sah und merkte oft mehr, als man dachte.

„Und?“ fragte er freundlich.

„Und da dachte ich, es ist noch nicht soweit“, murrte Helge, jetzt schon etwas betreten.

Herr Güldner winkte ihn mit einer kleinen Bewegung zu seinem Platz hin.

„Wie alt bist du?“

„Elf.



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