Reizende Gaeste - Roman by Sophie Kinsella

Reizende Gaeste - Roman by Sophie Kinsella

Autor:Sophie Kinsella
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2012-08-13T04:00:00+00:00


10

Fleur verweilte selten bei Fehlern oder Mißgeschicken. Während sie zügig ausschritt und blinzelte, als die strahlende Abendsonne sie blendete, ließ sie die Überlegung nicht zu, daß die letzten paar Monate mit Richard Favour unter Umständen ohne den geringsten finanziellen Gewinn verlaufen waren. Statt dessen richtete sie ihre Gedanken ganz nach vorn. Die nächste Beerdigung, der nächste Gedenkgottesdienst, die nächste Eroberung. Positives Denken war Fleurs Spezialität. Sie würde Johnny anrufen und sich ein paar lohnende Beerdigungen nennen lassen, und Richard Favour würde zu einem weiteren Namen aus der Vergangenheit verblassen.

Eigentlich, überlegte sie, als sie sich an einen Baum lehnte, um wieder zu Atem zu kommen, war es nicht schlecht gewesen, mal eine Weile in »The Maples« zu wohnen, Geld hin oder her. Schließlich hatten nur wenige der Männer, deren Gastfreundschaft sie in der Vergangenheit genossen hatte, sich mit so wenig zufrieden gegeben wie Richard Favour. Die Forderungen, die er an sie stellte, waren praktisch gleich null. Es wurde nicht verlangt, daß sie sich im Schlafzimmer bemühte. Es wurde nicht verlangt, daß sie in der Küche wirkte. Es wurde weder erwartet, daß sie irgendwelche anspruchsvollen Funktionen übernahm, noch, sich die Namen irgendwelcher Leute zu merken oder eine Zuneigung für kleine Kinder oder Tiere zu bekunden.

Die letzten Monate mit Richard waren eine Zeit gewesen, um neue Kraft zu schöpfen. Eine Erholungskur sozusagen. Sie würde erfrischt und regeneriert wieder auftauchen, bereit für die nächste Herausforderung. Es war außerdem unrealistisch zu meinen, sie würde »The Maples« ohne jegliches Geld verlassen. Ehe sie ging, würde sie es schaffen, Richard ein paar Tausender abzuluchsen, vielleicht mehr. Richtiggehend stehlen würde sie es nicht – Gesetzesbruch war nicht direkt Fleurs Stil. Aber das Gesetz für die eigenen Belange zurechtzubiegen, das schon, wie auch genau auszuloten, wieviel sie von einem Mann nehmen konnte, ohne eine Verfolgungsjagd zu riskieren.

Sie hatte eine abgelegene naturbelassene Ecke des Greyworthgeländes erreicht, in die selten jemand kam. Nachdem sie sich sorgfältig umgeschaut hatte, ob auch niemand sie belauschen konnte, nahm sie ihr Handy aus der Handtasche, schaltete es ein und tippte Johnnys Nummer ein.

»Johnny.«

»Fleur! Endlich!«

»Endlich? Wie meinst du das?« Fleur zog die Stirn kraus.

»Hat dir Zara denn nicht ausgerichtet, daß du mich anrufen sollst?«

»Oh!« Fleur erinnerte sich. »Ja, doch, das hat sie. Sie meinte, du seist vor Aufregung ganz aus dem Häuschen.«

»Stimmt. Und es ist alles deine Schuld.«

»Meine Schuld? Johnny, wovon sprichst du?«

»Es geht nicht drum, wovon ich spreche, sondern von wem.«

Unvermittelt sah Fleur ihn vor sich, wie er am Kamin seines Salons in Chelsea lehnte, an seinem Sherry nippte und jede Sekunde ihrer Unterhaltung genoß.

»Also gut, Johnny«, meinte sie geduldig. »Von wem sprichst du?« Nach einer kleinen Kunstpause sagte Johnny: »Hal Winters. Von dem spreche ich.«

»Ach du Schreck!« Aus der Fassung gebracht, ertappte Fleur sich dabei, daß sie lauter wurde als gewohnt. »Nicht wieder die alte Geschichte! Johnny, ich habe dir doch gesagt …«

»Er ist in London.«

»Was?« Fleur spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. »Was tut er denn in London?«

»Er sucht nach dir.«

»Wie kann er nach mir suchen? Er weiß doch gar nicht, wo er anfangen sollte.



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