Purpurne Rache by Jean-Christophe Grangé

Purpurne Rache by Jean-Christophe Grangé

Autor:Jean-Christophe Grangé
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


68

Loïc fühlte sich wie erschlagen, konnte aber nicht schlafen.

Nach seiner Rückkehr von seinem Ausflug ins Parnassium hatte er als Erstes seinen Safe geöffnet und noch einmal den 2010 erstellten Bericht über mögliche Erzvorkommen im Norden von Katanga gelesen.

Auf Drängen seines Vaters war der Bericht mit der Hand geschrieben worden. Es gab überhaupt nur zwei Exemplare, eines lag bei Morvan und eines bei ihm. Sie hatten mit konspirativen Methoden gearbeitet und keinen Computer benutzt, es gab weder Telefon- noch Internetkontakte und auch keine digitalen Spuren.

Alles war streng geheim. Die Geologen hatten den Boden untersucht und die entsprechenden Proben gleich mitgenommen, damit niemand etwas bemerkte. Die Analysen waren nicht in Afrika, sondern in den Herkunftsländern der Geologen erfolgt. Niemand auf dem Gelände konnte von der ergiebigen Goldgrube erfahren haben. Das Erz selbst war noch nicht zugänglich, und nur Fachleute konnten aus der Zusammensetzung des freiliegenden Gesteins auf den darin enthaltenen Schatz schließen.

Es war vier Uhr morgens. Loïc versuchte, den kanadischen Experten Harry Cook anzurufen, in der Nähe von Ottawa. Niemand hob ab. Loïc hinterließ keine Nachricht, schrieb aber eine weitere, recht sibyllinisch gehaltene Mail mit der »dringenden« Bitte um einen Rückruf. Gleichlautende Mails schickte er an die Geologen aus Frankreich und der Schweiz, Jean-Pierre Clau und Sylvain Dumezat.

Anschließend machte er sich auf die Suche nach Informationen über die drei Experten, beginnend mit dem Franzosen. Plötzlich gefror ihm das Blut in den Adern: Jean-Pierre Clau war zwei Monate zuvor bei einem Einsatz in Tansania gestorben. Bei einem Hubschrauberunfall während der Rückkehr zum Stützpunkt. Bislang hatte die Ursache des Absturzes, bei dem es insgesamt drei Tote gegeben hatte, nicht geklärt werden können.

In diesen Gebieten auf Kundenfang zu gehen, barg immer ein Risiko, doch der »Unfall« konnte durchaus auch mit Coltano zu tun haben. War Clau beseitigt worden, nachdem er geredet hatte? Vielleicht, weil man ihn nicht bezahlen wollte? Oder um Spuren zu beseitigen?

Loïc suchte nach den beiden anderen. Zu Sylvain Dumezat fand er außer den üblichen Einträgen bei LinkedIn oder Viadeo nichts. Ebenso wenig über Harry Cook. Beide waren Experten in Geologie, mit dem Fachgebiet Erzvorkommen, und in der ganzen Welt herumgekommen. Loïc schaltete den Computer aus. Er musste jetzt erst einmal schlafen. Unbedingt. Morgen würde alles schon ganz anders aussehen. Er stand auf, trat an die Anrichte der offenen Küche und nahm eine Schlaftablette ein. Als er sein Glas in die Spüle stellte, hörte er ein Geräusch. Ein Schaben an einem der bodentiefen Fenster.

Regungslos fixierte er die zugezogenen weißen Vorhänge. Das Kratzen kam vom mittleren Fenster. Ein Vogel? Ein Einbrecher? Loïc wohnte in der dritten Etage, aber nichts war leichter, als die Fassade eines Haussmann’schen Hauses zu erklimmen.

Instinktiv schaltete er die LED-Beleuchtung über der Arbeitsfläche und damit die einzige Lichtquelle aus und blieb starr stehen. Das Rechteck der Vorhänge hypnotisierte ihn geradezu, aber es war unmöglich, hinter dem dicken Leinen einen Schatten auszumachen.

Die Geräusche wurden vielfältiger: Zischen, Knarren, Knirschen … Jemand machte sich am Holz und am Metall zu schaffen, versuchte dabei aber, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Der Rahmen wurde abmontiert.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.