Pressemitteilungen schreiben by Viola Falkenberg

Pressemitteilungen schreiben by Viola Falkenberg

Autor:Viola Falkenberg [Falkenberg, Viola]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Societäts-Medien GmbH
veröffentlicht: 2015-08-28T00:00:00+00:00


2.

Ist er interessant beziehungsweise weckt er Interesse?

Das Publikum spürt Substanz

Verständlich zu schreiben ist schon deshalb schwer, weil es „kein für alle Leser einheitliches Verständlichkeitsoptimum gibt“. 13 Es variiert mit deren Vorkenntnissen und Fähigkeiten, ihrem Interesse und Bedürfnis. Es kommt deshalb darauf an, wen man sich beim Schreiben vorstellt: Wer genau soll den Text verstehen und interessant finden? Die Auftraggeber, andere Fachleute oder das – unter Zeitungsjournalisten sprichwörtliche – „Lieschen Müller aus der Lüneburger Heide“ (vgl. Kapitel 2.3 )? Es gilt, sich möglichst genau auf die Zielgruppe des Mediums einzustellen: auf die breite Öffentlichkeit bei Zeitungen und anderen Publikumsmedien und aufs Fachpublikum bei Fachzeitschriften. Im Zweifelsfall sollte das Verständlichkeitsniveau eher niedriger als höher angesetzt werden. Denn oft genug wird eher flüchtig, müde und unkonzentriert gelesen.

Das berücksichtigen diejenigen zu wenig, die in ihren Texten öffentlich vorführen, dass sie das Vokabular des Fachgebietes beherrschen. Journalisten klagen dann über Pressemitteilungen als Einfallstor für gestelzte Fachsprache, Bürokratendeutsch und verharmlosende Passivsprache. Wer so einfach wie möglich formuliert, hält sich dagegen an den verstorbenen Journalisten und „Tagesthemen“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs. Er stellte fest, dass das Publikum „im allgemeinen ein feines Gespür für die Mühe (hat), die sich einer macht, um einen komplizierten Zusammenhang so aufzubröseln, dass er begriffen werden kann, ohne an Substanz verloren zu haben“ 14.

Verständlichkeit wird in journalistischen Texten vor allem durch einfache Worte und klaren Satzbau erreicht, durch Gliederung und Ordnung. Danach folgen Kürze, Prägnanz und anregende Zusätze wie Zitate und Personalisierungen. 15 Aber lohnt sich der Aufwand dafür auch? Aus Sicht der Presseabteilung auf jeden Fall: Journalisten übernehmen verständlicher formulierte Pressemitteilungen häufiger. 16

Diese Kriterien sind demnach wichtiger, als „gut“ zu schreiben. Zumal das Gespür dafür, was einen guten Text ausmacht, meist auf Erinnerungen an den Deutschunterricht basiert: Wiederholungen waren schlecht und rot unterstrichen, weshalb Wechsel im Ausdruck angemahnt wurde; Punktabzug gab es, wenn Einleitung oder Zusammenfassung fehlten. Wer viel schrieb und dabei nur wenig mitteilte, bekam vielleicht dennoch gute Noten. Dagegen ist heute zu beachten, dass es Journalisten und Publikum schätzen, wenn sie in wenigen Zeilen prägnant und anschaulich das Wichtigste erfahren. Sie wollen keine Einleitung und finden Wechsel im Ausdruck eher lästig. Diese verwirren mitunter mehr, als dass sie bereichern: Ist mit der Mainmetropole jetzt wieder Frankfurt gemeint oder doch eine andere Stadt?

Bitte nicht ansprechen

Nach wie vor gilt: Leser werden nicht direkt angesprochen. Obwohl es durchaus nahe liegt, sie einzubeziehen, um Interesse zu wecken. Schließlich wird das in Marketing und Werbung permanent praktiziert. Aber schon bei einem Zeitungsartikel, der mit den Worten „Gibt es Schöneres, als Blumen auf der Fensterbank wachsen zu sehen?“ beginnt, gehen einige in Abwehrhaltung. Sie antworten innerlich: „Klar gibt es das! Schwimmen gehen, Urlaub machen“. Das Thema müsste schon „Glücksfaktor – Blumen auf Fensterbänken“ sein, um diese Leser wieder milde zu stimmen. Heißt es im Artikel „Menschen wollen mehr Grün in ihrem Umfeld“, denkt der eine vielleicht „Also, ich hab’ genug davon“, und der Nächste: „Was ich will, weiß ich selbst“.

Die Leseransprache mit ihren direkten und indirekten Appellen ist also den Journalisten vorbehalten. In Pressetexten steht weder „Sie sind herzlich eingeladen“ noch „Sie können sich anmelden unter …“.



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