Pinguine lieben nur einmal by Kyra Groh

Pinguine lieben nur einmal by Kyra Groh

Autor:Kyra Groh [Groh, Kyra]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641089436
Google: BVNdAAAAQBAJ
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-09-12T22:00:00+00:00


ERNST UND SARKASTISCH vs. NETT UND LUSTIG

Nachdem Janosch sich wieder eingekriegt hat, fordert er mich auf weiterzulesen, was ich tue. Irgendwann ist sein Atem tief und regelmäßig, und seine Augen sind zu. Ist er etwa eingeschlafen?

»Janosch?«, frage ich ihn leise. Er antwortet nicht. »Janosch?« Ich sehe ihn an. Er reagiert nicht. Ich lege das Buch weg und rücke näher an ihn ran. Ich gucke in sein Gesicht. Er ist einfach eingeschlafen, der kleine Janosch. Ich muss schmunzeln.

Dann beuge ich mich über ihn und frage: »Schläfst du?«

»Nein«, flüstert er und legt seine Hand an meine Wange.

Es durchfährt mich heiß und kalt, kurz und schnell, hoch und tief, groß und klein, dick und dünn.

»Warum nicht?«, frage ich blöderweise.

Janosch lacht leise. »Na, weil ich dir zuhören will. Sollte ich schlafen, wenn du hier bist?« Seine Finger fahren in meinen Haaransatz, und als er den Pferdeschwanz bemerkt, fragt er: »Willst du sie nicht lieber offen tragen?«

»Wenn du möchtest«, sage ich leise.

Er tastet über meinen Hinterkopf nach dem Haargummi und zieht den Zopf auf. Meine Haare sind ein wildes, ungekämmtes Nest und fühlen sich jetzt bestimmt nicht schön an. Dann fährt Janosch hindurch, und alle Gedanken an meinen ungezähmten Schopf erscheinen mir plötzlich nebensächlich.

»Pia ruft jetzt bestimmt unsere Mutter an und schreit in den Hörer, dass es wahr ist und ich am Freitag tatsächlich bei dir war.«

Ich bin ein bisschen geschmeichelt. Janoschs Familie macht einen Riesenwirbel um mich. Gleichzeitig ist es furchterregend. Das sind ja Erwartungen, die ich oder vielmehr Janosch und ich gar nicht erfüllen können. ICH BIN KEINE VORZEIGE-SCHWIEGERTOCHTER!

Janosch schnaubt nüchtern und dreht eine meiner Haarsträhnen um den Zeigefinger.

»Warum sollte es nicht wahr sein?«

Janosch antwortet: »Kannst du dir das nicht denken?«

»Nein. Wobei, na ja, vielleicht schon, aber alles in allem ist es doch ganz normal«, füge ich hinzu.

»Du siehst immer alles so positiv. Das nervt fast.«

»Tu ich gar nicht. Ich hab mich heute Morgen erst wegen dieses dämlichen Streiks furchtbar aufgeregt. Weißt du, die streiken gegen etwas, das es gar nicht gibt. Die müssen immer auf die Straße gehen und ein bisschen meckern. Klar, manchmal tut meckern echt gut, ich meckere ständig, aber es ist auch mal genug! Da hat die eine mir was erzählt von wegen, wir kleine Studenten würden vom Staat in den A…«

Janoschs Finger ist plötzlich auf meinen Lippen, und dann sind seine Lippen auf meinen Lippen, und sein Mund und sein Atem und …

»Was war das?«, frage ich, als er sich von mir löst.

»Ach, ich wollte nicht, dass du in die Verlegenheit kommst, Wörter auszusprechen, die dich wieder verklemmt stottern lassen.« Er lacht und zwirbelt weiter meine Haare um die Finger. Bevor ich in Protestgemecker verfallen und dementieren kann, verklemmt zu sein, sagt Janosch: »Du hast schöne Haare.«

Ich grinse breit und frage: »Findest du?«

»Ich finde, sie fühlen sich schön an. Pia sagt, sie sehen auch schön aus, und meistens bin ich auf ihr Urteil angewiesen.«

»Ja?«

»Nein. Ich besitze zwar ausschließlich Klamotten, die meine Schwester ausgesucht hat, und sie ist auch diejenige, die mir verbietet, zum Friseur zu gehen, weil sie



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