Philologie und Grammatik by Georg A. Kaiser Harald Völker

Philologie und Grammatik by Georg A. Kaiser Harald Völker

Autor:Georg A. Kaiser, Harald Völker
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2017-03-15T00:00:00+00:00


Albert Wall

«Porém jacaré acreditou?» Eine kritische Macunaíma-Ausgabe als Glücksfall für die Beschreibung der brasilianischen Nominalphrase

1Einleitung: Philologie und Grammatik

Ziel dieses Beitrags ist es, die Verwertbarkeit eines sehr bekannten, aus linguistischer Perspektive jedoch eher weniger beachteten Romans für die Dokumentation und Rekonstruktion nicht-zeitgenössischer sprachlicher Zustände, vor allem im Bereich der Mündlichkeit, vorzustellen und auszuleuchten. Dies geschieht anhand einer Fallstudie zur Verwendung von determiniererlosen Nominalphrasen (sog. bare nouns) im Brasilianischen in der vom Autor Mário de Andrade selbst als «Rhapsodie» klassifizierten Erzählung Macunaíma aus dem Jahr 1928 (Andrade 1978 = M). Einerseits soll dafür argumentiert werden, dass sich der Text bezüglich vieler Phänomene sehr gut als linguistische Datenquelle für den damaligen Sprachgebrauch verwenden lässt, und andererseits sollen einige Kontroversen in der Literatur zu brasilianischen bare nouns im Lichte der neu gewonnenen Daten diskutiert werden. Die über den konkreten Text und die diskutierten Phänomene und Fragen hinausgehenden Implikationen betreffen den unschätzbaren Wert sorgfältiger philologischer Arbeit für die diachrone Erforschung einzelsprachlicher Grammatiken und wie diese Arbeit im Einzelfall nutzbar gemacht werden kann – selbst wenn sie zur untersuchten Problematik direkt nichts sagt.

Die wichtigsten Ergebnisse sind: (i) Macunaíma ist ein sehr zuverlässiger Text und zur Dokumentation von Phänomenen der gesprochenen Sprache geeignet, (ii) der Text bietet eine Vielzahl von Belegen für die Verwendungen determiniererloser Nomen im Brasilianischen, deren Existenz teilweise in der Literatur für den aktuellen Sprachzustand abgestritten wird, (iii) diese Belege fügen sich sehr gut in das aktuelle Bild, was sowohl die diachrone als auch die synchrone empirische Grundlage entscheidend verbessert, und (iv) die Macunaíma-Beispiele sind (im Moment) die ältesten zuverlässigen Beispiele für den «unmittelbar-situativen Gebrauch» (Kabatek 2002) von determiniererlosen Nominalphrasen im Brasilianischen und zeigen, dass das Phänomen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits gut belegt ist, wenn auch ähnlich marginal in der Frequenz wie heute.

In den verbliebenen Abschnitten des ersten Kapitels wird der grammatikalische Phänomenkomplex, um den es hier gehen soll, kurz umrissen sowie die hier relevanten Kontroversen in der Literatur dargestellt (1.1). Daraufhin wird der zu untersuchende Text in seinen Eigenarten vorgestellt und seine Eignung für die vorliegenden Fragestellungen erörtert (1.2). Das zweite Kapitel präsentiert und diskutiert die aus dem Text gewonnenen Daten nach Phänomenen gegliedert. Im dritten Kapitel werden die Kontroversen in der Literatur bezüglich der Existenz und Frequenz der Phänomene (3.1) und ihres Alters (3.2) diskutiert. Eine Zusammenfassung (Kapitel 4) schließt die Diskussion ab.



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