Percy Jackson 04 - Die Schlacht Um Das L by Rick Riordan

Percy Jackson 04 - Die Schlacht Um Das L by Rick Riordan

Autor:Rick Riordan
Die sprache: de
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 2012-07-16T17:56:16+00:00


Ich nehme Dauerurlaub

Ich erwachte mit dem Gefühl, noch immer zu brennen. Meine Haut schmerzte. Meine Kehle war wie ausgedörrt.

Über mir sah ich blauen Himmel und Bäume. Ich hörte einen Quell plätschern und roch Wacholder und Zedern und allerlei andere Pflanzen mit süßem Duft. Ich hörte auch Wellen, die sanft gegen einen felsigen Strand schlugen. Ich fragte mich, ob ich wohl tot war, aber ich wusste es besser. Ich hatte das Land der Toten gesehen, und dort gab es keinen blauen Himmel.

Ich versuchte, mich aufzusetzen. Meine Muskeln fühlten sich an, als ob sie schmolzen.

»Halt still«, sagte eine Mädchenstimme. »Du bist zu schwach, um aufzustehen.«

Sie legte mir ein kühles Tuch über die Stirn. Ein Bronzelöffel schwebte über mir und Flüssigkeit tropfte in meinen Mund. Das Getränk beruhigte meinen Hals und hinterließ einen warmen schokoladigen Nachgeschmack. Nektar der Götter. Dann tauchte über mir das Gesicht des Mädchens auf.

Sie hatte mandelförmige Augen und über einer Schulter einen karamellfarbenen Zopf. Sie war … fünfzehn? Sechzehn? Schwer zu sagen. Sie hatte so ein Gesicht, das zeitlos wirkt. Sie fing an zu singen und meine Schmerzen lösten sich auf. Sie arbeitete mit Magie. Ich spürte, wie ihre Musik in meine Haut einsank, wie sie meine Brandwunden heilte und verschwinden ließ.

»Wer?«, krächzte ich.

»Psst, Mutiger«, sagte sie. »Ruhe dich aus und werde heil. Hier kann dir nichts Böses widerfahren. Ich bin Kalypso.«

Als ich das nächste Mal erwachte, befand ich mich in einer Höhle, aber was Höhlen angeht, hatte ich schon sehr viel schlimmere erlebt. An der Decke glitzerten Kristallformationen in allen möglichen Farben – Weiß und Lila und Grün, wie diese Steinklumpen, die in Andenkenläden verkauft werden. Ich lag auf einem bequemen Bett mit Federkissen und weißen Baumwollbezügen. Die Höhle wurde durch Seidenvorhänge in mehrere Kammern unterteilt. Vor der einen Wand standen ein großer Webstuhl und eine Harfe. An der anderen gab es Regale, in denen ordentlich aufgereihte Fruchtkonserven standen. Getrocknete Kräuter hingen von der Decke: Rosmarin, Thymian und allerlei andere. Meine Mutter hätte die Namen von allen gewusst.

In die Höhlenwand war eine Feuerstätte eingelassen, und über den Flammen blubberte es in einem Topf. Es roch wunderbar, wie Rindereintopf.

Ich setzte mich auf und versuchte, den pochenden Schmerz in meinem Kopf zu ignorieren. Ich sah meine Arme an und erwartete entsetzliche Narben, aber alles sah gut aus. Ein wenig rosafarbener als sonst, aber nicht schlecht. Ich trug ein weißes Baumwoll-T-Shirt und eine weiße Hose mit Tunnelzug, die nicht mir gehörte. Meine Füße waren nackt. In einem Moment der Panik fragte ich mich, was wohl aus Springflut geworden war, aber dann griff ich in meine Tasche und da war mein Kugelschreiber – dort, wo er immer wiederauftauchte.

Nicht nur das, auch die stygische Hundepfeife steckte wieder in meiner Tasche. Auf irgendeine Weise war sie mir gefolgt. Und das fand ich nicht gerade beruhigend.

Mit Mühe stand ich auf. Der Steinboden war eisig kalt unter meinen Füßen. Ich drehte mich um und sah in einen Spiegel aus polierter Bronze.

»Heiliger Poseidon«, murmelte ich. Ich sah aus, als ob ich zwanzig Pfund abgenommen hätte, die ich nicht entbehren konnte.



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