Teufelsengel by Monika Feth

Teufelsengel by Monika Feth

Autor:Monika Feth [Feth, Monika]
Format: mobi, epub
Tags: Thriller
ISBN: 3570160459
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-05-21T22:00:00+00:00


Der Raum war erfüllt von Stimmen und Frühstücksgeräuschen. Aus einem winzigen CD-Player auf einem gläsernen Sideboard floss klassische Musik, die jedoch keine Chance hatte, sich gegen den Lärmpegel durchzusetzen. Das helle Licht der Deckenlampen ließ Regenspuren an den Fensterscheiben sichtbar werden.

Ein üppiges, köstliches Frühstücksbüffet, und Calypso bekam kaum einen Bissen herunter. Er war so nervös, dass er schon mehrmals zur Toilette geflüchtet war. Jedes Mal war es blinder Alarm gewesen.

Anderen schien es ebenso zu ergehen.

Sie saßen alle in einem Boot.

An diesem Wochenende würden sie erfahren, ob ihr Talent für eine Ausbildung hier ausreichte. Die beiden Besten würden außerdem ein Stipendium ergattern.

Am Vorabend hatte der Leiter der Schauspielschule eine kurze Rede gehalten und sich für Fragen zur Verfügung gestellt. Das meiste jedoch hatte Calypso im Vorfeld schon herausgefunden.

Die Orson-Schauspielschule (nach dem Schauspieler Orson Welles benannt) war eine private Einrichtung. Die Ausbildung dauerte vier Jahre. Die Schüler konnten BAföG beantragen (das im Gegensatz zum Studenten-BAföG nicht zurückgezahlt werden musste) und ab dem dritten Jahr einen davon unabhängigen Bildungskredit. Die Unterrichtszeiten waren so gelegt, dass Nebenjobs sich bequem damit vereinbaren ließen.

Das alles kam Calypso sehr gelegen, denn es gab niemanden mehr, den er um Unterstützung hätte bitten können.

»Ich hab echt Schiss, du auch?«

Das Mädchen neben ihm schien ebenfalls keinen Appetit zu haben. Sie knabberte schon die ganze Zeit an einem halben Brötchen herum. Die eine Hälfte ihres Kopfs war rasiert, die andere mit stachlig abstehenden, pechschwarzen Haaren bedeckt. Ihre Unterlippe war gepierct, ebenso wie ihr linker Nasenflügel, und auch auf ihrer Zunge hatte Calypso ein Piercing entdeckt.

»Man weiß nie, wie die auf eine wie mich reagieren.«

Sie trug ein gemäßigtes Gothic-Outfit. Ihr weiß geschminktes Gesicht schimmerte wie das einer Geisha, Lippen und Nägel hatten die Farbe von Auberginen, und ihre silbernen Ketten und Armreifen klackerten bei jeder Bewegung aneinander.

»Das geht hier bestimmt jedem so.«

Calypso probierte ein zuversichtliches Lächeln, das sie tapfer erwiderte.

»Ich bin Lusina.«

Sie hielt ihm die Hand hin.

»Calypso.«

Ihre Hand war noch kälter als seine eigene.

»Abgefahrener Name.« Lusina grinste ihn an. »Selber ausgesucht?«

»Von einem Mädchen geschenkt gekriegt.«

Calypso grinste zurück.

»Und deiner?«

»Eigenkreation. Was bleibt dir anderes übrig, wenn du nach deiner Oma Herta heißt.«

Der Bann war gebrochen. Calypso biss in sein Brötchen, dass es krachte. Wenigstens waren sie jetzt schon zu zweit.



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