Parasiten und Patrone. Siziliens Mafia greift nach der Macht by Werner Raith

Parasiten und Patrone. Siziliens Mafia greift nach der Macht by Werner Raith

Autor:Werner Raith [Raith, Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105615874
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


3.

Mafia-Bündnisse mit subversiven politischen Gruppen

Neue Beziehungen zur Politik ergaben sich für die Clans seit den späten siebziger Jahren – zu jener Zeit, als ihr Reichtum alle Grenzen sprengte, sich ihre Handelsbeziehungen über die ganze Welt ausdehnten – und gleichzeitig der Staat erstmals ernsthaft daranging, die mafiosen Einflußnahmen auf seinen Apparat wenigstens einzudämmen, wenn schon nicht auszuschalten.

Schon in den frühen siebziger Jahren hatten die moderneren unter den Clans – allen voran die weitblickenden Corleonesier des Luciano Liggio – Dependancen auf dem Festland eingerichtet, speziell in den wichtigen Schaltzentralen der Ökonomie, Finanz und Politik wie Rom, Mailand, Turin und Neapel. Dabei knüpften sie auch Beziehungen zu anderen Gruppen, die ebenfalls im Dunkeln zur Durchsetzung ihrer Ziele bestimmte politische Ausgangssituationen brauchten. So arbeiteten z.B. bereits in den siebziger Jahren einzelne Clans bei der Wiederanlage ihrer Gelder mit hochrangigen Exponenten der Geheimloge »Propaganda 2« zusammen, etwa mit dem Vertrauten des Logenmeisters Gelli, dem sardischen Unternehmer Flavio Carboni. In dieser Zeit bezog auch der Chef des späteren Kronzeugen Buscetta, Giuseppe »Pippo« Calò, als eine Art Generalbuchhalter und Kassierer der »cupola« in Rom Quartier und sorgte, nach dem Urteil im »Maxi-Prozeß«, für die internationalen Verbindungen seines Clans in den Orient und nach Amerika. Gleichzeitig nahm er Verbindungen zu putschistischen Gruppen des Neofaschismus auf. Auch wenn der einschlägige Prozeß noch nicht stattgefunden hat, so lassen sich doch die Beweise schwerlich widerlegen, daß Calò 1984 zumindest den Zünder für das von Rechtsextremisten und Camorramitgliedern getätigte Attentat auf den Schnellzug Mailand-Neapel (15 Tote) geliefert hat.[31]



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