Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) by Bicker Veronika

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) by Bicker Veronika

Autor:Bicker, Veronika [Bicker, Veronika]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-23T16:00:00+00:00


Kapitel zwölf

Halbwahrheiten

»Wie konntest du nur so unvorsichtig sein und jemandem aus dem Internet vertrauen, nur weil er behauptet, auf deiner Seite zu sein?« Ricas Vater lenkte den Opel durch dichten Straßenverkehr auf eine Autobahnauffahrt zu.

»Wie soll ich dir vertrauen, wenn alles, was ich von dir weiß, ist, dass du mich zufällig gezeugt hast?«, gab Rica zurück. Ärgerlich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Dabei war es nicht einmal wirklich ihr Vater, auf den sie sauer war. Tatsächlich ärgerte sie sich mehr darüber, dass sie Henry vertraut hatte.

Ihr Vater setzte den Blinker und bog auf die Autobahn. Schweigend lenkte er das Auto auf die linke Spur und begann, so schnell zu fahren, dass Rica ein wenig mulmig zumute wurde. Sie warf einen Seitenblick zu Robin, der blass und ängstlich aussah, aber trotzdem ihre Hand in seine nahm und drückte. Rica fühlte sich ein wenig gestärkt. Was auch immer passieren mochte – sie glaubte nicht, dass ihr Vater Übles im Sinn hatte.

»Wohin fahren wir?«, brachte sich schließlich heraus. »Nach Hause?«

»Das sollte ich wirklich tun, weißt du?«, knurrte ihr Vater vom Vordersitz. »Dich wieder vor der verdammten Haustür absetzen. Aber wenn ich das mache, gibst du ja doch keine Ruhe und stellst weiter Fragen, bis dich am Ende doch noch jemand umbringt. Nein, wir müssen uns was anderes einfallen lassen.« Er überholte eine Reihe Lastwagen und zog dann ziemlich plötzlich auf die rechte Spur, als er ein Schild für einen Parkplatz entdeckte.

»Gehst du auch gegen das Institut vor?«, wollte Rica wissen. »Können wir dir dabei helfen?«

Ihr Vater bog auf den Parkplatz ein, ließ das Auto ausrollen und parkte direkt neben einem verwilderten Brombeergebüsch. »Aussteigen!«, meinte er knapp. Rica hätte bei dem Tonfall am liebsten die Arme verschränkt und nichts gemacht, aber Robin öffnete bereits die Tür an seiner Seite. Mit einem Seufzen schnallte sie sich ab und stieg ebenfalls aus.

»Gebt mir eure Handys!«, forderte Ricas Vater und streckte ihnen die Hand entgegen. »Jetzt!«, sagte er, als er Ricas Zögern bemerkte.

»Warum?« Rica fischte ihr Handy aus der Tasche und legte es in die Hand ihres Vaters.

»Weil man euch darüber orten kann.« Ricas Vater schaltete beide Handys aus und warf sie in hohem Bogen in die Büsche. Robin protestierte nicht, obwohl es sich bei seinem Modell um ein ziemlich teures Smartphone gehandelt hatte.

»Jetzt zum Zweiten«, meinte Ricas Vater. »Kommt mit!« Zielstrebig ging er auf das verlassen dastehende Toilettenhäuschen zu.

Rica verschränkte die Arme und blieb stehen. »Hast du auch mal vor, Fragen zu beantworten, oder bist du nur hier, um mich herumzukommandieren?«, wollte sie wissen. Sie hatte allmählich genug von diesem Spiel. Er mochte ihr Vater sein, aber bisher hatte er sich auch nicht gerade darum geschert, was aus ihr wurde. Woher nahm er sich also das Recht heraus, sie jetzt herumzuscheuchen?

Ricas Vater und Robin drehten sich beinah zeitgleich um. Der Ausdruck auf beiden Gesichtern war so erstaunlich gleich, dass Rica grinsen musste. Fassungslose Überraschung. Schließlich verdrehte Ricas Vater die Augen.

»Ich erkläre euch alles. Wenn wir in Sicherheit sind und alle etwaigen Verfolger abgeschüttelt haben. Nicht vorher.



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