Nuckelalarm by Richter Thomas & Thomas

Nuckelalarm by Richter Thomas & Thomas

Autor:Richter, Thomas & Thomas [Richter, Thomas & Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2014-02-03T23:00:00+00:00


Kinder sind zerbrechlich

In den ersten Tagen nach der Geburt hatte ich das Gefühl, das kleine Etwas da ist aus Glas oder Porzellan. Man will es möglichst in Zeitlupe und um Himmels willen ganz vorsichtig aus dem Bettchen nehmen und total sanft in den Arm legen und flüstert möglichst noch dabei, damit das Trommelfell nicht verletzt wird. Kriegt es so genügend Luft? Halte ich sie so richtig? Pass bloß auf mit dem Kopf, dass der nicht nach hinten fällt. Man fühlt sich so unbeholfen wie Balu der Bär in der Mitte des Domino-Days oder wie der altbekannte Elefant im Porzellanladen. Und wenn man dann das erste Mal eine der Krankenschwestern sieht, wie sie beherzt das Kind hochreißen und in meinen Augen durch die Gegend schleudern, liegt klar auf der Hand, dass das Kind garantiert ein Schleudertrauma oder andere bleibende Schäden davonträgt!

Frauen haben da anscheinend einen angeborenen Instinkt, wie sie das alles so machen, denn ich hatte keineswegs das Gefühl, dass wir alles zu hundert Prozent und ausreichend erklärt bekommen haben, bevor uns das Krankenhaus in die freie Wildbahn entließ. Ich fand das am Anfang auf der einen Seite alles sehr spannend, hatte aber auf der anderen Seite eine gehörige Portion Respekt vor der Konsequenz, wenn ich etwas falsch machen würde. Der Durchschnittsmann ist doch eher auf Axt, Meißel, Kettensäge und Vorschlaghammer geeicht und nicht auf so ein kleines zerbrechliches Wesen.

Und so musste ich mich an viele Dinge erst mal rantasten. Alleine beim Anziehen hatte ich das Gefühl, alles falsch zu machen. Bei der Körperpflege war auch so viel zu beachten, dass ich mir kurzfristig überlegte, einen Spickzettel hinter den Wickeltisch zu heften. Die Sache mit der Creme war am Anfang auch nicht so mein Ding. Ich liebte es zwar, wie die Kleine danach roch, aber ich erinnerte mich zu sehr an die Zeit, in der mich meine Mutter immer mit einer großen blauen Nivea-Dose tyrannisierte, indem sie mir gefühlte zwei Kilo Creme ins Gesicht klatschte. Ich kann mich an kaum etwas vor meinem fünften Lebensjahr erinnern, aber daran schon.

»Komm, wir gehen noch spazieren, ich zieh mich schon mal an, wickel du doch noch schnell die Kleine und crem sie schön ein«, zwitscherte mir Antje eines schönen Tages zu. Das mit dem Windeln hatte ich ja langsam drauf, also was soll’s, auch das Eincremen kriegte ich wohl hin. Unterschätzt habe ich, wie ergiebig so eine Creme sein kann. Also erntete ich einen Riesenlacher meiner Frau und einen Aufschrei: »Lass alles so, ich will ein Foto machen.« Und schon rannte sie ins Wohnzimmer und schoss zurück, immer noch lachend. Als ich mir Fabienne dann wieder ansah, war mir klar, warum Antje sich überhaupt nicht mehr einkriegte. Sie sah aus wie ein Schneemann, besonders im Gesicht war alles weiß. Das Motto »Viel hilft viel« scheint bei Creme nicht aufzugehen.

Und dann hat man natürlich immer diese Horrorstorys im Ohr von Kindern, die zum Beispiel vom Wickeltisch gefallen sind. Könnte mir doch nicht passieren, dachte ich immer, wie kann man so blöd sein?! Aber schon bald



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