Novecento: Die Legende Vom Ozeanpianisten by Baricco Alessandro

Novecento: Die Legende Vom Ozeanpianisten by Baricco Alessandro

Autor:Baricco, Alessandro [Baricco, Alessandro]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, General, ebook by tigger, 2004; Kein Verkauf!
ISBN: 9783423134576
Google: nwRoAAAACAAJ
Herausgeber: DTV
veröffentlicht: 1997-01-01T23:00:00+00:00


es stimmte wirklich. So ist es wirklich gewesen.

Also, jemand ging zu Jelly Roll Morton und sagte: Auf dem Schiff da ist einer, der macht mit dem Klavier, was er will. Wenn er Lust hat, spielt er Jazz, doch wenn er keine Lust hat, spielt er was, was wie zehn Jazzstücke auf einmal klingt. Mit Jelly Roll Morton war nicht gut Kir-schen essen, das wußten alle. Er sagte: »Wie kann denn einer gut spielen, der sich schon in die Hosen macht, wenn er von Bord eines bescheuerten Dampfers gehen soll?« Und er lachte los wie ein Irrer, er, der Erfinder des Jazz. Dabei hätte es bleiben können, nur daß da einer sagte: »Lach’ du ruhig, denn falls der Typ sich mal ent-schließt, von Bord zu gehen, wanderst du mit deiner Musik zurück in den Puff, weiß Gott, in den Puff.« Jelly Roll hörte auf zu lachen, zog eine kleine Pistole mit Perlmutt-griff aus der Tasche, zielte auf den Kopf des Kerls, der das gesagt hatte, und schoß nicht, sondern fragte: »Wo ist dieser Scheißkahn?«

Was ihm vorschwebte, war ein Duell. Das war damals so üblich. Sie forderten sich mit Bravourstückchen heraus, und am Ende gewann einer. Musikermacken. Kein Blut, aber eine ordentliche Portion Haß, richtiger Haß, unter der Haut. Noten und Alkohol. So was konnte auch eine ganze Nacht dauern. Und das war es, was Jelly Roll vorschwebte, um mit dieser Geschichte von dem Pianisten auf dem Ozean und mit diesem ganzen Quatsch ein für allemal Schluß zu machen. Um ein für allemal Schluß zu machen.

Das Problem war nur, daß Novecento, ehrlich gesagt, nie in Häfen spielte, er wollte einfach nicht. Sie waren schon ein bißchen Festland, die Häfen, und das behagte ihm nicht. Er spielte nur da, wo er wollte. Und er wollte mitten auf dem Meer, wenn das Land nur noch ferne Lichter oder eine Erinnerung oder eine Hoffnung ist. So 31



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