Neues vom Hexer by Edgar Wallace
Autor:Edgar Wallace [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2011-12-31T23:00:00+00:00
9
DER SCHWEIZER OBERKELLNER
Der Hexer hatte einen eigentümlichen Charakter. Er war anderen Leuten gegenüber hilfsbereit, aber er half stets auf eine eigene Weise. In Scotland Yard hielt man ihn für eitel und hoffte immer, ihn eines Tages dadurch zu fangen. Stets hatte er darauf reagiert, wenn sein Name direkt genannt wurde. Nur Chefinspektor Bliss teilte die Ansicht der anderen Beamten nicht.
Die drei Verbrecher Lijah Hollander, Grab Sitfort und Lee Morane arbeiteten zusammen. Der alte Lijah hatte ein durchfurchtes Gesicht; Grab war von großer Gestalt und zeigte ein offenes, gewinnendes „Wesen. Er hatte bereits weiße Haare und gab sich als Farmer aus Alberta aus. >Dr.< Morane war ein ungeschlachter Mensch mit abstoßendem Äußeren und schlechten Manieren. Ob er überhaupt jemals auf der Universität einen Grad erworben hatte, wußte man nicht, aber auf jeden Fall verstand es niemand besser als er, die Karten zu mischen. Er war der Führer der Bande und übernahm in Streitfällen eine ganz besondere Aufgabe. Der kleine, schmächtige Lijah Hollander war wie Grab äußerst liebenswürdig. Aber der Doktor wurde sofort unleidlich, wenn eines ihrer Opfer auch nur die leiseste Andeutung machte, daß das Spiel nicht ehrlich sei.
Mr. Bliss hatte schon häufig geäußert, daß der Hexer seiner Meinung nach den besten Nachrichtendienst in ganz Europa organisiert habe, aber seine Verbindungen erstreckten sich wahrscheinlich auch nach Amerika hinüber.
Der Dampfer >Romantic< war noch sechzehn Stunden von Southampton entfernt. Im Rauchsalon hielt sich kaum noch jemand auf, denn um Mitternacht waren die vernünftigen Passagiere zu Bett gegangen. Immerhin waren doch einige aufgeblieben, um Poker zu spielen. Unter ihnen befand sich auch ein Journalist, der New York besucht hatte, um unterwegs die Methoden der Verbrecher auf den großen Dampfern zu studieren. Er war Kriminalreporter einer bedeutenden Zeitung Londons, hatte aus beruflichem Interesse an dem Spiel teilgenommen und vierzig Pfund verloren, bevor er wußte, was los war. Daraufhin zog er sich zurück und beobachtete von einem Seitentisch aus die Spieler. Als das letzte Opfer mit hochrotem Kopf und in großer Erregung gegangen war, trat er wieder zu Dr. Morane und seinen Verbündeten.
»Vierzig Pfund haben Sie mir vorhin abgenommen – die werden Sie mir jetzt wieder zurückgeben. Ich lerne gern dazu, aber ich lasse mich nicht um mein Geld betrügen.«
»Hören Sie einmal…« begann der Doktor und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
»Den ganzen Abend habe ich Sie nun beobachtet und gesehen, wie Sie die vier obersten Karten abhoben. Sie machen das so gerissen, daß es kein anderer merkt. Also, wenn Sie nicht vernünftig sein wollen, muß ich Ihnen einmal die Situation klarmachen. Bei Tagesanbruch kommt ein Beamter von Scotland Yard an Bord, und ich bin Kriminalreporter des >Megaphon<. Wenn Sie meiner Aufforderung nicht folgen, mache ich Ihnen mehr Scherereien als ganz Scotland Yard – die vierzig Pfund habe ich sauer verdient. Danke.«
Der Doktor hatte ihm während der letzten Worte das Geld über den Tisch geschoben und war nicht aufgebraust, wie es sonst seine Gewohnheit war. Ja, er bestellte sogar noch vier Whisky-Soda.
»Sie haben eine vollkommen verkehrte Meinung von uns, aber wir sind Ihnen deshalb weiter nicht böse«, erklärte er, als der Steward die Gläser auf den Tisch stellte.
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