Neues vom Franz by Christine Nöstlinger
Autor:Christine Nöstlinger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Friedrich Oetinger
veröffentlicht: 2011-06-14T16:00:00+00:00
Und dann bekommt er eine Tafel Schokolade oder eine Schachtel Kekse. Manchmal sogar eine ganze Packung Konfekt. Und die linke Nachbarin von der Oma hat für den Franz immer eine Schachtel Lego-Zusatz-Teile. Die kauft sie extra für ihn.
Aber wegen der Geschenke geht der Franz nicht zu den Nachbarn und den Nachbarinnen. Er geht zu ihnen, weil er sie mag. Und weil er weiß, dass sie jeden zweiten Sonntag auf ihn warten.
Einmal, an einem Samstag, ging es dem Franz sehr schlecht. Gleich am Morgen, beim Aufstehen, fing der Ärger an.
Der Franz wollte die rote Latzhose anziehen.
Aber die rote Latzhose war verschwunden. Im Schrank war sie nicht, in der Schmutzwäsche war sie nicht, in der Waschmaschine war sie nicht.
„Mama, meine rote Hose ist weg!“, rief der Franz ganz aufgeregt. Doch die Mama nickte bloß und sagte: „Ja! Ich hab sie dem Stefan geschenkt. Sie war dir schon knapp um den Bauch!“
Da fing der Franz zu toben an. Die Mama konnte doch nicht einfach seine einzige, echte Lieblingshose verschenken! „Du bist gemein!“, brüllte er. „Hol sie sofort zurück!“
Die Mama weigerte sich. Sie sagte: „Da schäm ich mich doch himbeerrot! Da hält mich doch die Mama vom Stefan für einen Geizkragen!“
„Ich will aber meine Hose wieder!“, brüllte der Franz. „Sofort will ich sie wieder!“
Und weil er voll Wut und Zorn war und weil die Wut und der Zorn aus dem Franz herauswollten, trat der Franz gegen das Tischbein. Der Tisch wackelte, die Becher auf dem Tisch wackelten auch.
„Spiel nicht Rumpelstilzchen“, sagte die Mama.
Da trat der Franz noch einmal gegen das Tischbein. Diesmal ganz stark. Da wackelte der Tisch nicht, da rutschte der Tisch quer durch die Küche, und alles, was auf dem Tisch drauf war, fiel auf den Boden. Der Semmelkorb, die Becher, die Butterdose, das Marmeladenglas, das Milchkännchen, die Löffel und die Messer. Und die Stühle kippten alle um.
„Raus mit dir!“, rief die Mama. „Komm mir so bald nicht mehr unter die Augen!“
Sie packte den Franz und schob ihn aus der Küche.
Der Franz lief zum Papa ins Schlafzimmer. Der Papa schlief am Samstag gern lange. Aber er war schon wach, als der Franz kam.
Den Franz freute das. Den Papa freute es nicht.
„Warum brüllst du denn wie eine gesengte Sau in der Gegend he-rum?“, schimpfte der Papa. „Ich möchte schlafen!“
Der Franz wollte dem Papa von der Hose erzählen und von der großen Ungerechtigkeit und dass er nicht absichtlich die Sachen vom Tisch gestoßen hatte. Dass das nicht er, sondern seine Wut gewesen war! Doch der Papa zog sich die Decke über den Kopf.
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