Nashornfieber by Edi Graf
Autor:Edi Graf [Graf, Edi]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimis & Thriller
veröffentlicht: 2015-06-02T16:00:00+00:00
9
Wie weit ihn die Strömung nach seiner Flucht südwärts getrieben hatte, wusste Rob Roloff nicht. Als ihn die Kälte des beginnenden Tages weckte, hing der Mokoro an einer der zahlreichen Deltainseln. Rasch hatte Rob den Einbaum losgezerrt und stakte ihn nun mit gleichmäßigen Stößen durch das Papyruslabyrinth.
Seine Flucht war geglückt, doch er hatte keine Ahnung, wo er sich in dieser Wüste aus Wasser und Schilf befand, in welchen Seitenarm des Okavango er abgetrieben worden war, wo das nächste Camp lag und vor allem wie schnell er Hilfe erwarten konnte. Zwar hatte er seine Haut retten können, doch vom Ziel seiner Flucht, Georgia Marsh vor dem Übergriff der Wilderer warnen zu können, war er noch sehr weit entfernt.
Konnten ihm seine Bewacher schon auf den Fersen sein? Eigentlich war es unmöglich. Sie hatten kein Boot mehr und es gab keine Funkverbindung. Frühestens bei der nächsten Wachablösung konnten sie mit der Verfolgung beginnen.
Der Umgang mit dem Mokoro war für Rob kein Problem. Als Student in Tübingen hatte er Stocherkähne über den Neckar gesteuert. Für einen Augenblick schweiften seine Gedanken ab. Er dachte an den alten Holzkahn, der an der Anlegestelle hinter der Blauen Brücke lag und den er mit seinen Freunden »Pegasus« genannt hatte, nach der hölzernen Pferdekopfbüste, die sie am Bug befestigt hatten. Mit seiner Studentenverbindung hatte er mehr als einmal am berühmten Tübinger Stocherkahnrennen teilgenommen. Sie hatten zwar nie gewonnen, waren aber auch nie in den zweifelhaften Genuss gekommen, als Verlierer literweise Lebertran trinken zu müssen. Noch mehr als das Rennen hatten ihn die abendlichen Ausfahrten mit der »Pegasus« fasziniert, wenn er selbst mit der Stocherstange auf der kleinen Plattform im Heck stand, den Kahn sicher an der Neckarfront mit Hölderlinturm und der über allen Dächern aufragenden Stiftskirche vorbei stromaufwärts steuerte, und er seinen Gästen unterhalb des Schlosses Hohentübingen Geschichten von Graf Eberhard im Bart erzählte. Im Bug des Kahns brutzelten auf einem Kohlegrill dann gewöhnlich Steaks und Würste und sie machten auf einer der Kiesbänke am Ufer Rast, um die laue Sommernacht zu genießen.
Später hatte er wochenlang auf kanadischen Seen einsam in einem Kanu die Wildnis durchquert. Schon bei einer seiner ersten Safaris in Afrika hatte er gelernt, mit den Einbäumen der Einheimischen über reißende Flüsse zu staken. Dagegen war das Treiben auf dem langsam fließenden Okavango ein Kinderspiel und er hatte sogar Zeit, die zahlreichen Vögel des Deltas zu beobachten.
Viele der toten Bäume, die mit ihren abgestorbenen Ästen aus dem Sumpf ragten, waren Nist- und Schlafplatz für die Reiher und Störche, denen der fischreiche Okavango genügend Beute bot. Erst am Abend zogen sie sich auf diese Schlafbäume am Rande der Lagunen und Kanäle zurück, jetzt, am Tag, stieß Rob überall im Delta auf die gefiederten Fischer mit so eigentümlichen Namen wie Nimmersatt und Hammerkopf. Schwarze Schlangenhalsvögel trockneten ihr Gefieder in der Sonne, wenn sie ihre Unterwasserjagdzüge beendet hatten. Scharlachrote Bienenfresser und regenbogenfarbene Königsfischer schwirrten über die Wasseroberfläche und die seltsamen Jacana-Blatthühnchen balancierten auf ihren langen Zehen über die schwimmende Decke aus saftig grünen Seerosenblättern. Die größten waren die Marabus, graue Stolzierer mit ewig grinsendem Gesicht, kahlem Kopf und fleischrotem Kehlsack.
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