Mindcrash by Ablass Werner

Mindcrash by Ablass Werner

Autor:Ablass, Werner [Ablass, Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: 978-3-641-16862-9
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2015-10-22T16:00:00+00:00


Strategie Nr. 1: Nur eine kleine Korrektur im Bewusstsein

Auf Erden wissen alle:

Schönes wirkt nur als schön, wenn Hässliches vorhanden;

und jeder weiß:

Gutes wirkt nur als gut, wenn es auch Böses gibt.

Und das ist so,

weil Sein und Nicht-Sein sich bedingen,

Schweres und Leichtes sich ergänzen,

Langes und Kurzes sich bemessen,

hoch und tief zusammengehen,

Ton und Stimme harmonieren,

vor und nach einander folgen.

Daher:

Der weise Mensch ist tätig, ohne einzugreifen,

verwirklicht wortlos seine Unterweisung.

Er lässt die Wesen sich entfalten, doch kontrolliert er

nichts.

Schöpferisch ist er, doch nicht besitzergreifend,

tätig ist er, doch ohne Anspruch auf Verdienst,

Werke vollendet er, doch Anrecht drauf erhebt er nicht.

Da er nichts anhäuft, hat er nichts, was er verlieren könnte.

Tao te King, übersetzt von Johannes Schneider

Laotse, dem die Weisheit des Tao te King zugeschrieben wird, wiewohl man das nicht genau weiß, verkündet hier jedenfalls, dass alle auf Erden um die Notwendigkeit der Dualität wissen. Damit erhält die Menschheit einen Bonus, den sie nicht verdient hat. Denn wüsste jeder Mensch wirklich, dass Schönes nur als schön wirkt, wenn Hässliches vorhanden ist, und Gutes nur als gut wirkt, wenn es auch Böses gibt, so wäre jeder Mensch weise. Und die Frage: Wie kann Gott das nur zulassen?, würde verstummen. Böses wäre ebenso akzeptiert wie das Gute, es würde erkannt, dass eins ohne das andere nicht einmal vorhanden sein kann, da die Wahrheit der Lüge ebenso bedarf wie das Hohe des Tiefen, das Schöne des Hässlichen, die Gewaltlosigkeit der Gewalt, der Frieden des Krieges.

Die Notwendigkeit der Dualität grundsätzlich zu sehen ist nicht sonderlich schwer. Im Gegenteil: Sie ist dermaßen unübersehbar, dass man schon riesengroße Scheuklappen bräuchte, um sie übersehen zu können. Das Übersehen ist letzthin kein intellektuelles Problem. Wenn wir bei Kaffee und Kuchen darüber philosophieren, bleibt uns schon bei relativ geringer intellektueller Redlichkeit gar nichts anderes übrig als die Akzeptanz des Prinzips der Dualität. Geht’s uns aber selber ans Leder, sieht es schon ganz anders aus. Das Dunkle, Hässliche, Ungerechte, Schmerzliche in der eigenen Erfahrung, im Erlebniskosmos sozusagen, ohne Wenn und Aber als gegeben zu betrachten und zu akzeptieren ist nicht nur schwer, sondern unmöglich. Jedoch allein darauf kommt es an! Ist das nicht der Fall, bleibst du auf der Strecke, obgleich du die Weisheit Laotses womöglich ohne Skript zu rezitieren vermagst. Kommst du nicht raus aus dem Leid, wirst du niemals handeln können, wie Weise handeln.

Was genau macht den Weisen eigentlich weise? Nur eines: Er leidet nicht mehr, was immer ihm auch widerfährt. Wie oft hörst du in Gesprächen nur Klagen. Was nicht funktioniert. Was dumm gelaufen ist. Wer krank ist oder gestorben. Was besser sein könnte, ja müsste.

Darüber kann man zwar reden. Doch es ist nicht der Inhalt, es ist der klagende Ton, in dem darüber gesprochen wird. Die Klage Leidender hat stets den Anschein der Anklage, als könnte jemand etwas für das, was geschieht.

Ich habe jede Menge zu kritisieren. An der Politik, der Religion, dem Verhalten manch eines Nachbarn, an mir selbst freilich auch. Wer das nicht kann, ist zu bedauern, denn er lebt ebenso mit Scheuklappen wie der, der die Notwendigkeit der Dualität negiert. Sehe



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