Mias erster Schultag by Frauke Nahrgang

Mias erster Schultag by Frauke Nahrgang

Autor:Frauke Nahrgang [Nahrgang, Frauke]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
Herausgeber: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-05-09T08:21:02+00:00


Voll komisch

Frau Berg hat uns gezeigt, wo wir uns vor dem Unterricht aufstellen sollen. Dann findet sie uns schnell und muss uns nicht auf dem ganzen Schulhof suchen. So stehen wir jetzt auch und warten, die Erstklässler in einer ziemlich ordentlichen Reihe und am Rand die Eltern, die gerne noch mal mitkommen wollten. Papa ist auch da, auch wenn ich natürlich schon alleine gehen könnte. „Nur am Anfang, Mia. Bis du auf deinem Schulweg ganz sicher bist.“ Na ja.

Die meisten stehen und warten. Nur Robin rennt hinter Timo her, obwohl seine Mutter schon ein paarmal „Robbilein“ gerufen hat. Vielleicht weiß er nicht, dass er mit diesem blöden Namen gemeint ist. Sofia und Klara stehen vor mir und halten sich an der Hand. Und plötzlich bin ich auch nicht mehr allein. Ben! Er nimmt ganz selbstverständlich meine Hand, und seine Mutter flüstert mir zu: „Er freut sich so, dass er neben dir sitzen kann.“

Ich würde sie gern fragen, woher sie das weiß, wo Ben doch nie was sagt. Aber da kommt Frau Berg. Ich winke Papa schnell noch einmal zu und wir gehen in die Klasse.

Frau Berg ist nicht allein. Sie hat wieder Lisa mitgebracht. Komisch, Lisa ist ziemlich vergesslich. Sie hat sich keinen einzigen von unseren Namen gemerkt und bringt alles durcheinander.

„Lisa, du bist dumm!“, ruft Robin. Und das ist doch wirklich sehr unhöflich von ihm.

Trotzdem ist Lisa nicht beleidigt. Sie sagt, dass Robin seinen Namen am Buchstabenzirkus zeigen soll. Dann vergisst sie ihn bestimmt nicht mehr. Aber das kriegt Robin nicht so schnell hin. Er steht vorne vor dem großen Bild und grübelt und grübelt. Dabei ist es doch ganz einfach. Robin fängt an wie Rakete. Das hört man doch.

Mir fällt noch ein anderes Wort ein, und ich rufe: „Robin fängt an wie Rüpel!“

Ich weiß nicht genau, was ein Rüpel ist. Und auf unserem Buchstabenzirkus ist auch keiner abgebildet. Aber Frau Horch aus dem ersten Stock hat Felix neulich so genannt, weil er mit Matschschuhen die Treppe hochgetrampelt ist. Frau Horch ist eine schlimme Meckerliese. Also kann Rüpel nichts Gutes heißen. Deshalb passt es zu Robin prima, viel besser als zu Felix. Der ist eher ein Frechdachs.

Vielleicht hat Robin auch eine Meckernachbarin, die solche Sachen sagt. Deshalb weiß er, was es bedeutet. Jedenfalls wirft er mir einen bösen Blick zu, und ich glaube, am liebsten würde er mir gleich zeigen, was ein Rüpel alles macht. Zum Glück kommt da einer aus Felix’ Klasse. Er soll die Jungen abholen, um ihnen die Klos und den Pausenhof zu zeigen. Klar, dass Robin sofort losstürmt. Er schubst die anderen sogar noch beiseite, nur weil er Erster sein will. Ein Rüpel eben, ich habe es doch gewusst.

„Willst du nicht mitgehen, Ben?“, fragt Frau Berg. Aber Ben steckt nur den Daumen in den Mund und schüttelt nicht mal den Kopf. Ich glaube, Robin hat doch recht, leider. Vielleicht kann Ben wirklich nicht sprechen.

Später kommt ein großes Mädchen aus der Vierten. Jetzt sind wir dran mit den Klos. Als ich aufstehe, guckt Ben ganz ängstlich. Ich tätschele seine Hand und verspreche ihm, dass ich ganz bestimmt gleich wiederkomme.



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