Menschenhafen by John Ajvide Lindqvist

Menschenhafen by John Ajvide Lindqvist

Autor:John Ajvide Lindqvist
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2011-05-06T00:00:00+00:00


Was siehst du da?

Anders erwachte zu einem ungewohnten Duft, zu ungewohnten Geräuschen. Es roch nach Kaffee, und die Geräusche wurden von jemandem erzeugt, der sich in der Küche bewegte und Schubladen aufzog, Schränke öffnete. Er blieb noch einen Moment im Bett liegen und tat, als wäre alles ganz normal. Er stellte sich vor, dass die Person, die Kaffee aufgesetzt hatte und in der Küche räumte, jemand war, den er liebte und mit dem er zusammen sein wollte. Dass dies einer von vielen Morgen in einem guten Leben war. Er faltete die Hände auf dem Bauch und sah aus dem Fenster. Ein bewölkter Himmel mit blauen Flecken, ein schöner und wahrscheinlich ziemlich kalter Tag Mitte Oktober. Der Kaffeeduft lockte, in der Küche klirrte Porzellan.

Cecilia macht Frühstück. Maja spielt am Küchentisch mit irgendetwas. Ich liege hier, wach und ausgeruht in … Majas Bett …

Seine Fantasie wurde an den Rändern angenagt. Der Schmutz in seinem Körper nach einem weiteren Abend mit Alkohol und Zigaretten drängte sich auf. Er betrachtete seine Finger. Sie waren schwach gelblich verfärbt, unter den Fingernägeln saßen Trauerränder, und sie rochen nach Tabak. Es klebte in seinem Mund, und er lehnte sich über die Bettkante und fand eine Plastikflasche, die zu einem Drittel mit verdünntem Wein gefüllt war. Er griff nach ihr und trank, gönnte sich einen Schluck gegen den Nachdurst.

So. Zurück zur Wirklichkeit.

Die Erregung vom Vorabend hatte sich gelegt. Was Elin über Henriks und Björns Verschwinden erzählt hatte, war ihm vor ein paar Stunden fiebrig verheißungsvoll erschienen, aber jetzt, im kalten Licht des Morgens, sah er, dass es nicht so sein musste. Es waren zwei Vorfälle. Es musste keine Verbindung zwischen ihnen geben, und selbst wenn es eine gab, was konnte er tun? Nichts.

Er wälzte sich aus dem Bett. Der Fußboden war eisig unter seinen nackten Füßen, und er zog kalte Strümpfe und ein kaltes T-Shirt an. Kopfschmerzen begannen in seinen Schläfen zu pulsieren. Er zwängte sich in die Jeans und ging in die Küche.

Elin stellte gerade Käse und Brot auf den Tisch. Sie blickte auf und sagte: »Guten Morgen.« Im klaren Vormittagslicht, das zum Küchenfenster hereinfiel, sah sie wirklich grauenhaft aus. Er antwortete mit einem Brummen, holte einen neuen Tetrapakkarton Wein aus der Vorratskammer, öffnete ihn und nahm ein paar große Schlucke. Elin beobachtete ihn. Er beachtete sie nicht weiter. Die Kopfschmerzen wurden stärker, und er kniff die Augen zusammen und massierte seine Schläfen.

»Du bist ein ziemlicher Alkoholiker, was?«, sagte sie schlicht.

Anders grinste, als ihm darauf eine Bemerkung herausrutschte, die er von einem Komiker aufgeschnappt hatte: »Ich bin ein Alki, und du bist hässlich. Ich kann mit dem Trinken aufhören.«

Es wurde still, und das war Anders ganz recht. Er goss sich eine Tasse Kaffee ein und sah auf die Uhr. Es war nach elf. Er hatte länger geschlafen als sonst. Trotz Elins nächtlichem Fluchtversuch hatte ihre Anwesenheit dem Zimmer anscheinend eine gewisse Geborgenheit gegeben, die ihm erlaubt hatte, Schlaf zu finden.

Er trank noch ein paar Schluck Kaffee und schielte zu ihr hinüber. Die Kopfschmerzen ließen ein wenig nach,



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