Meine scheißkranke Familie | Eine verdammt wahre Geschichte by Dan Marshall

Autor:Dan Marshall [Marshall, Dan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783037920473
Herausgeber: Oetinger E-Books
veröffentlicht: 2015-10-22T00:00:00+00:00

Bobs mitreißend magischer Monsterbus

Mein Dad würde nie wieder seine alte Lebensqualität zurückerlangen. Aber wir alle schworen, ihm seine restliche Zeit so erfüllend und angenehm wie möglich zu gestalten. Wir versprachen ihm, dass er trotz seines Beatmungsgeräts nicht nur im Haus bleiben würde. Wir würden nette Sachen unternehmen. Spaß haben. Wir würden jeden Tag einen Ausflug machen. Vielleicht in den Zoo. Vielleicht zu einem Spiel der Utah Jazz. Vielleicht würde ich mit ihm in eine Stripbar gehen, damit er sich ein paar Titten übers Gesicht reiben lassen konnte. Die ganze Welt stand uns offen!

Wenn wir dieses Versprechen halten wollten, würden wir mit unseren unglaublich teuren Luxusautos nicht weit kommen. Der Lexus mochte ja eine Sitzheizung, DVD-Player, praktische Ablagefächer und besonders große Beinfreiheit haben, aber er bot nicht genug Platz für einen zweihundert Kilo schweren Rollstuhl mit einem Beatmungsgerät an der Rückenlehne und einem halb toten, unbequem sitzenden Mann, der sich wünschte, sein Leben hätte nicht diese beschissene Wendung genommen. Also sahen wir uns nach einem rollstuhlgerechten Auto um.

Meine Mom und ich übernahmen das Projekt. Nur hatten wir keinen Schimmer von rollstuhlgerechten Transportern.

»Wo finden wir denn einen Van für Dad?«, fragte sie.

»Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir jemanden fragen, der so was weiß«, schlug ich vor.

»Wer weiß so was denn?«, fragte sie.

»Ich weiß nicht.«

»Ich weiß, dass du es nicht weißt, aber wer könnte so was wissen?«

»Bin ich mir nicht sicher«, meinte ich.

»Ich auch nicht«, sagte sie.

Ich hörte mich um und rief bei Läden mit deprimierenden Namen an, bei Mobility Utah und Para Quad Mobility, bei Freedom Motors und Freewheel Mobility. Ich hasse es, wenn Leute einer miesen Sache einen fröhlichen Anstrich verpassen wollen. Das macht nur noch deutlicher, wie beschissen es ist. Wie ein Arzt, der sich eine Clownsnase aufsetzt, um einem zu sagen, dass man bei einem Autounfall beide Arme verloren hat. Ganz genau, leck mich, Patch Adams.

Alle Vans, ob neu oder gebraucht, schienen um die fünfunddreißigtausend Dollar zu kosten, aber ich konnte keinen mit Sitzheizung und DVD-Player finden. Außerdem maß mein Dad in seinem Rollstuhl etwa einen Meter vierzig in der Höhe, deshalb war es nicht leicht, einen Wagen mit einer ausreichend großen Tür zu finden, durch die wir ihn schieben konnten; wenn er schon ALS hatte, sollte er sich nicht auch noch die Rübe anhauen.

Ich beschloss, Dave Ricketts von der MDA in Utah anzurufen, der Muscular Dystrophy Association. Dave war eine großartige Anlaufstelle, er kannte jeden im ganzen Staat, der ALS hatte oder je gehabt hatte. Er war ein echter Schatz von einem Menschen. Ich hätte ihm gerne mal gesagt, er sei das einzige Kümmern beim Verkümmern der Muskulatur, aber ich schätzte, mit meinem schwarzen Humor hätte er nichts anfangen können. Er war auch derjenige, der für meinen Dad den Leihrollstuhl aufgetrieben hatte.

Ich hatte mich bei Dave gemeldet, als mein Dad für seine Tracheotomie ins Krankenhaus gegangen war, weil ich schon wusste, dass die Suche nach einem Van eine Weile dauern würde, selbst bei Meister Dave. Er versprach, ein bisschen herumzutelefonieren.

Mehrere Wochen lang warteten wir, ohne etwas zu hören. Dann rief schließlich eine Michelle an, die ihren Mann vor zwei Jahren an ALS verloren hatte.

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