Maria Theresia by Élisabeth Badinter

Maria Theresia by Élisabeth Badinter

Autor:Élisabeth Badinter [Badinter, Élisabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783552058514
Herausgeber: Paul Zsolnay Verlag Wien 2017
veröffentlicht: 2017-02-19T23:00:00+00:00


Familienglück und -unglück

Während der sieben Jahre, in denen sich die österreichische Armee nicht sehr ruhmreich schlug, konnte sich Maria Theresia trotz der drängenden Bitten Frankreichs nie zum Frieden entschließen. Mehr noch als die Rückeroberung Schlesiens wollte sie die endgültige Auslöschung ihres Feindes erreichen, um niemals mehr bedroht zu sein. Wozu, sagte sie sich, mit ihm Frieden schließen, wenn das nur heißt, weiter mit der Waffe in der Faust zu leben? Trotzdem, trotz der ungeheuren Sorgen und Ängste, die ein Krieg bedeutet, hat Maria Theresia ein Familienleben geführt, halb bürgerlich, halb offiziell, das sie sehr beschäftigte. Offiziell wurde jeder Geburts- und Namenstag eines jeden Familienmitglieds mit großen Galaveranstaltungen am Hof gefeiert, zu denen ein Diner, ein Konzert oder ein Ball und manchmal eine Theatervorstellung gehörten, bei der die kleinen Erzherzöge und Erzherzoginnen auftraten.423 Privat organisierte Maria Theresia sehr gern kleine Feste für ihre Kinder und einige andere aus dem Adel: Maskenball bei der Großmutter Elisabeth Christine424, Verkleidung der zwölf Kinder einschließlich des kleinsten, der zwei Monate alten Maria Antonia; alle Erzherzoginnen werden als Blumen ausstaffiert.425 Die Eltern nehmen die Kinder schon in sehr frühem Alter zu den Schauspielen der Stadt mit. Pantomime für die Kleinsten426, Theater für die Größeren. Doch das Familienleben beschränkt sich nicht auf Feste und Vergnügungen, aber dank der Zeugnisse Taroucas und Khevenhüllers begreift man, wie viel sie Maria Theresia bedeuteten. Täglich wacht sie über die Erziehung der Kinder und insbesondere über die Studien der kleinen Erzherzöge, vor allem die des Thronerben. Alle zwei Monate nimmt sie an den Examina Josephs in Jurisprudenz und Geschichte teil und achtet sehr streng auf die religiöse Erziehung aller Kinder. Bei zahlreichen kirchlichen Veranstaltungen, die ihr Leben als Gläubige begleiten, gehen die Älteren mit ihr in die Kirche, zu Prozessionen und oft auch auf Wallfahrten.

Familienleben bedeutet in dieser Epoche auch Krankheiten und Tod der Kinder. Jede Krankheit weckt Angst, und die weitverbreiteten Pocken verursachen Schrecken.427 Zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs sind drei ihrer Kinder befallen: Joseph, Maria Christina und Johanna. Jedes Mal muss man sie isolieren, und Maria Theresia, die sich diese Krankheit noch nicht zugezogen hat, darf sie nicht sehen. Sie lebte also in heftigster Unruhe. Die ersten Monate des Jahres 1757 waren ein Albtraum. Joseph, fünfzehn Jahre alt, erkrankt am 19. Januar. Es sind »kopiöse« Pocken.428 Kaum beginnt er sich zu erholen, sehr abgemagert und das Gesicht pockennarbig, wird seine jüngere Schwester, die vierzehnjährige hübsche Maria Christina, von derselben Krankheit befallen. Jeder fragt sich, ob sie dabei ihre Schönheit verlieren wird.429 Doch die Erkrankung ist leicht und wird keine Spuren hinterlassen. Ende Februar ist ihre ältere Schwester Maria Anna an der Reihe. Sie leidet an anhaltendem Fieber mit schweren Kopfschmerzen, die niemand zu lindern weiß. Es ist eine Krankheit, die namenlos bleibt und bis Mitte April kommt und geht. Am 9. April fühlt sie sich so schlecht, dass man ihr die Krankensalbung gibt. Da sie nichts essen kann, wird sie mit der Milch einer Amme und mit Bouillons ernährt. Sehr langsam kommt sie wieder zu Kräften. Doch Maria Anna, achtzehn Jahre alt, bleibt für ihre Eltern ein Sorgenkind.



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