Maigret - 24 - Maigret und sein Rivale by Simenon Georges

Maigret - 24 - Maigret und sein Rivale by Simenon Georges

Autor:Simenon, Georges [Georges, Simenon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-27T04:00:00+00:00


6

Ein an sich unbedeutender Zwischenfall ereignete sich, der Maigret jedoch nachdenklich stimmte. Es war kurz vor dem Abendessen. Etienne Naud hatte sich noch immer nicht entschließen können, sich zu setzen. Man hörte die laute Stimme Frau Nauds und des Mädchens im Eßzimmer. Die Auseinandersetzung ging um schlecht geputztes Silber. Geneviève war soeben heruntergekommen.

Maigret bemerkte den Blick, den ihr Vater ihr zuwarf, als sie in den Salon kam. Es war eine leise Unruhe in diesem Blick. Naud hatte seine Tochter seit dem Tag zuvor nicht gesehen, denn da war sie leidend gewesen. Es war darum ganz natürlich, daß Geneviève ihn mit einem Lächeln beruhigte.

Genau in diesem Augenblick läutete das Telefon, und Naud verließ das Zimmer, denn der Apparat befand sich im Flur. Er ließ die Tür offen.

»Wie?« fragte er erstaunt. »Aber natürlich ist er hier … Was sagen Sie? … Aber, ja, beeilen Sie sich. Wir warten auf Sie.«

Als er wieder in den Salon kam, zuckte er mit den Schultern. »Was ist bloß in unseren Freund Alban gefahren? Seit Jahren ißt er immer bei uns, und nun ruft er mich an, um mich zu fragen, ob Sie hier sind. Als ich ihm antworte ja, bittet er mich, zum Essen kommen zu dürfen, und fügt hinzu, daß er Sie sprechen müsse.«

Der Zufall wollte es, daß Maigret nicht den Vater, sondern das junge Mädchen anblickte, und er war verwundert über den zornigen Ausdruck ihres Gesichtes.

»Als er heute zum Mittagessen kam, war es fast das gleiche«, sagte sie ärgerlich. »Er schien enttäuscht, daß der Kommissar nicht da war, und ich glaubte schon, er würde wieder gehen. Er hat gestottert: Schade. Ich hatte ihm etwas zu zeigen. Gleich nachdem er seinen Nachtisch verzehrt hatte, ist er wieder gegangen. Sie sind ihm gewiß im Ort begegnet, Herr Kommissar.«

Es war kaum zu spüren, höchstens im Ton der Stimme, aber vielleicht nicht einmal dort. Woran stellte ein erfahrener Mann plötzlich fest, daß ein junges Mädchen Frau geworden ist? Es schien Maigret, daß sich hinter Genevièves schlechter Stimmung noch etwas anderes verbarg, und er nahm sich vor, sie genauer zu beobachten.

Als die Mutter hereinkam, berichtete die Tochter: »Alban hat eben angerufen, um zu sagen, daß er zum Essen kommt. Er hat zuerst gefragt, ob der Kommissar hier ist. Er kommt nicht unseretwegen …«

»Er wird gleich dasein«, sagte der Vater, nachdem die Familie wieder vereint war, und setzte sich endlich. »Da er mit dem Rad fährt, braucht er nur drei Minuten für den Weg.«

Maigrets große Augen waren ausdruckslos wie immer, wenn er sich einer delikaten Situation gegenübersah. Er beobachtete sie einen nach dem anderen, setzte ein Lächeln auf, wenn man etwas zu ihm sagte, und dachte: Wie müssen sie ihren Schwager und mich verfluchen. Sie wissen alle, was passiert ist, eingeschlossen der Freund Alban. Darum zittern sie, sobald sie einen Augenblick allein sind. Wenn sie zusammen sind, bilden sie einen Block und beruhigen sich gegenseitig.

Ja, und was war nun eigentlich passiert? Hatte Etienne Naud den jungen Retailleau im Zimmer seiner Tochter entdeckt? War es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen ihnen



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