Maggie und die Stadt der Diebe by Patrick Hertweck

Maggie und die Stadt der Diebe by Patrick Hertweck

Autor:Patrick Hertweck [Hertweck, Patrick]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


Eisige Kälte umfing sie. Mit einer endgültigen Wucht schlug über ihr die Wasserdecke zusammen. Der Schock presste ihr die Luft aus den Lungen. Eingesperrt in totaler Dunkelheit sank sie wie ein Stein grenzenloser Finsternis entgegen und rasende Panik flutete durch ihre Adern. Mit wilden Schwimmzügen und strampelnden Beinen kämpfte Maggie gegen die Gewalt der Fluten an. Doch ihr Körper wurde von der Strömung erfasst, mitgerissen, herumgewirbelt und Maggie wusste nicht mehr, wo oben und unten war.

Tiefer und tiefer trudelte sie. In blinder Verzweiflung versuchte sie den vollgesogenen Mantel abzustreifen, der schwer wie Blei an ihr hing. Schnell, viel zu schnell, wich alle Energie aus ihr. Bald paddelte sie nur noch hilflos und träge umher. Alles Gefühl wich aus ihren Gliedern und eine Leere breitete sich in ihrem Kopf aus. Die Augen weit aufgerissen, den Kopf in den Nacken gepresst und die Arme wie ein Engel geweitet, schwebte Maggie in dem kalten Nichts.

Mit einem Mal wurde ihr Sinken gestoppt. Etwas riss an ihrem halb ausgezogenen Mantel und ein Arm schob sich unter eine ihrer Achseln. Sekunden später stieß ihr Kopf aus dem Wasser.

Maggie würgte und spuckte Salzwasser aus, das in ihren Lungen und ihrer Kehle wie Feuer brannte. Gierig sog sie die kalte Luft ein.

Erst jetzt spürte sie den Körper unter sich und den Arm, der sie festhielt.

»Du machst Sachen«, hörte sie eine Stimme dicht an ihrem Ohr keuchen.

»Tom!«, krächzte Maggie.

»Psssst!«, wisperte ihr der Freund zu.

Das leise Tuckern der Barkasse war wieder zu hören. Maggie sah einen Lichtkegel über die Wasseroberfläche gleiten. Denkbar knapp wanderte er an ihnen vorüber, schwenkte in einem Bogen um sie herum und entfernte sich endlich.

Dann war alles still, bis auf das Plätschern des Wassers, auf dem Tom und sie auf und ab gehoben wurden. Von Sheppard und Silence, sowie deren Boot war nichts zu sehen.

»D-d-danke«, presste Maggie mühevoll hervor.

»Still!«, antwortete Tom und zog sie mit rudernden Beinen in Richtung Hafenmauer.

Sie waren noch ein gutes Stück entfernt und Toms Beinschläge verloren zusehends an Kraft, als direkt neben ihnen ein Rettungsring auf das Wasser platschte. Tom legte seinen freien Arm um den Reifen und nun zog sie jemand am Ende des Seils, das über der Hafenmauer im dichten Nebel verschwand, zum rettenden Ufer.

»Du musst dich an mir festhalten«, sagte Tom und deutete auf eine Eisenleiter an der Wand. »Schaffst du das?«

»W-w-w-weiß n-n-n …«, stotterte Maggie. Ihre Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander.

Sie schlang beide Arme um Toms Hals, klemmte die Unterschenkel gegen seine Hüften und Tom erklomm mit ihr auf dem Rücken die Sprossen.

Pitschnass, zähneklappernd und am ganzen Leib schlotternd sanken sie oben auf den feuchten Stein. Doch zu ihrer Verwunderung wurden sie weder von den Dieben noch von Sheppard in Empfang genommen. Das Seil zu dem Rettungsring lag auf dem Boden, von ihrem Retter fehlte jede Spur.

Und da sahen sie die Lichter.

Wie feurige Blitze leuchteten sie in dem Dunst auf. Sie kamen von links und rechts und rückten rasch und unerbittlich auf sie zu.

Maggie wurde von Tom an den Schultern gepackt.

»Egal wie«, flehte er. »Du musst laufen!«

»Geh o-ohne mich. M-m-mach schon!«, stammelte Maggie.



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