Maenner und andere Katastrophen - Roman by Kerstin Gier

Maenner und andere Katastrophen - Roman by Kerstin Gier

Autor:Kerstin Gier
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783838709536
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2011-05-03T22:00:00+00:00


Montag, wiedermal

Billes Geburtstag fiel auf den Tag nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub. Ich konnte es nicht erwarten, in allen Einzelheiten die Wahrheit über Burghart Omnipotent vor ihr auszubreiten.

Deshalb rief ich gleich morgens vom Büro aus in der Buchhandlung an, um ihr zu gratulieren.

»Wenn der Hahn kräht am frühen Morgen auf dem Zaun, krähet e-her laut: Guten Morgen, liebe Bille, dein Geburtstag ist heut, guten Morgen, liebe Bille, dein Ge-burtsta-hag i-hist heut«, krähte ich in den Hörer.

Mein Gesang lockte unangenehmerweise Herrn Schimmel-Kotzbrocken ins Zimmer. Er lächelte sanft und nahm meine Hand zwischen seine Greifer. »Hallo, bist du's, Judith?« kam Billes Stimme aus dem Hörer.

»Ja, ich bin's, hallo«, sagte ich und versuchte Herrn Schimmel-Kotzbrockens feuchte Hände abzuschütteln.

Vermutlich hielt er mein heftiges Zucken für ekstatische Freude über seinen Besuch, denn er schenkte mir lediglich einen seelenvollen Augenaufschlag und machte keinerlei Anstalten, meine Hand loszulassen.

»Mahlzeit, liebe Frau eh-eh, es freut mich, dass Sie heute so fröhlich sind«, sagte er mit salbungsvoller Stimme und schüttelte, was das Zeug hielt.

»Hallo, Judith, hallo«, sagte Bille am Telefon. »Ich versteh dich so schlecht. Kannst du nicht den Fernseher ausmachen? Es gibt so viel von Dänemark zu erzählen.«

»Ja, nein«, sagte ich konfus, »das heißt, das ist überhaupt kein Fernseher, sondern ein Schimmel ...«

»Ein was?« quäkte Billes Stimme.

»Und bleiben Sie so fröhlich wie Sie sind, Frau eh-eh«, sagte Herr Schimmel-Kotzbrocken, ließ meine Hand behutsam aus seinen Schweißpfoten flutschen und setzte mit seligem Lächeln seine morgendliche Begrüßungstour durch die anderen Büros fort.

»Ihnen auch einen schönen Tag, Herr Schimmel-Kotzbrocken«, sagte ich erleichtert hinter ihm her und bekam einen Heidenschrecken, als mir einfiel, dass er ja in Wirklichkeit etwas anders hieß.

Bille begann von Dänemark zu erzählen. Aus Erfahrung wusste ich, dass es zwecklos war, sie zu unterbrechen und ließ ihr eine halbe Stunde Redezeit, in der ich über all das unterrichtet wurde, was man bei Regenwetter in einem dänischen Strandcottage Aufregendes mit einer Arbeitskollegin unternehmen kann.

»Ich hatte auch eine aufregende Woche«, sagte ich schließlich hastig. »Du wirst nie glauben, was ich ...«

»Sei nicht böse«, unterbrach mich Bille, »aber ich muss leider aufhören. Das Arschgesicht wirft mir schon seit einer halben Stunde böse Blicke zu.«

Das Arschgesicht war Billes Vorgesetzter.

»Heute Abend haben wir alle Zeit der Welt«, tröstete Bille mich. »Dann kannst du mir alles erzählen.«

Ich konnte es kaum abwarten.

»Sehr ärgerlich, sehr ärgerlich«, rief der sympathische Herr Römer, als er an diesem Morgen ins Büro kam.

»Was ist sehr ärgerlich?«

»Ich komme gerade aus dem Personalbüro und habe festgestellt, dass Sie evangelisch getauft sind«, sagte er stirnrunzelnd.

»Ja, das haben meine Eltern damals getan«, sagte ich verwirrt.

»Das ist sehr ärgerlich«, knurrte er. »Wenn Sie katholisch wären, könnten wir Sie der Zeitarbeitsfirma abwerben und Ihnen eine Festanstellung bieten.«

»Was ist denn mit der legendären Frau Meister?«, wagte ich zu fragen.

»Die ist natürlich katholisch. Wir sind eine römisch-katholische Einrichtung und dürfen nur römisch-katholische Angestellte beschäftigen.«

»Ich meinte, kommt Frau Meister nicht zurück?«, fragte ich.

»Das glaube ich nicht. Sie zieht nächste Woche mit ihrem Mann nach Leipzig. Warum müssen ausgerechnet Sie evangelisch sein? Das ist sehr ärgerlich. Ich werde sofort durchsetzen, dass Sie wenigstens so lange bleiben, bis Ihre Nachfolgerin eingearbeitet ist.



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