Madita by Astrid Lindgren

Madita by Astrid Lindgren

Autor:Astrid Lindgren [Lindgren, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinder/Jugendbuch
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


richtig finster ist, zum Friedhof mitnehmen. Da könnte man’s dann ausprobieren.«

Madita überläuft es kalt.

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»Zum Friedhof? Gibt es denn da Gespenster?«

»Na, und ob«, sagt Abbe. »Klar, woanders hab ich auch welche gesehen, aber auf ’m Friedhof, da stehen sie so dicht wie Spargel, ganze Bündel! Da kann man kaum einen Schritt tun, ohne ein Gespenst anzurempeln.«

Madita möchte gern wissen, ob sie hellsichtig ist, aber mitten in der Nacht auf den Friedhof gehen, wo die Gespenster so dicht wie Spargel stehen, das möchte sie nicht.

»Gibt es denn keine andere Stelle, wo nicht ganz so viele sind?« fragt sie.

Abbe mustert sie durchdringend mit seinen hellen blauen Augen.

»Bist du etwa feige?«

Madita druckst herum und antwortet nicht. Es wäre schrecklich, wenn Abbe sie für feige hielte, aber noch schrecklicher wäre es, mitten in der Nacht auf den Friedhof zu gehen.

Abbe guckt sie mit seinen hellblauen Augen fest an.

»Klar, wir könnten es auch woanders ausprobieren«, sagt er dann und klatscht einen Kringel auf das Kuchenblech. »In

unserm Waschhaus zum Beispiel, da spukt’s, daß es nur so

knistert.«

»Ach!« ruft Madita verblüfft. In Nilssons Waschküche ist sie schon oft gewesen, aber noch nie hat sie da auch nur das

allerkleinste Gespenst oder den winzigsten Spuk gesehen ...

Stimmt es am Ende doch, daß sie nicht hellsichtiger ist als ein Ferkel?

»Ich glaub zwar kaum, daß es sich lohnt«, sagt Abbe, »aber sicherheitshalber könnte man es ja ausprobieren. Wie war’s mit heute nacht?«

Madita druckst wieder herum.

»Muß es denn nachts sein?«

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»Ja, was glaubst du denn? Bildest du dir ein, das Gespenst lungert da andauernd rum und hilft Mutter beim Waschen?

Nee du, nachts um zwölf, das ist die Geisterstunde, und dann kommt es auch, aber keine Minute früher.«

»Weshalb wohnt es denn in eurer Waschküche?« fragt Ma-

dita.

Abbe schweigt eine Weile, dann sagt er:

»Na, von mir aus kannst du auch gleich alles erfahren. Obwohl es eigentlich geheim ist. Aber du mußt mir versprechen, es keinem Menschen zu sagen.«

Madita bekommt vor Aufregung eine Gänsehaut. Sie plaudert bestimmt kein Geheimnis aus, und das weiß Abbe auch, und

darum erzählt er nur ihr ganz allein von dem Gespenst in der Waschküche. Etwas Tolleres hat Madita noch nie gehört. Dieses Gespenst ist nämlich niemand anders als Abbes eigener Ururgroßvater, der vor hundert Jahren gelebt hat und der

allerreichste Graf gewesen ist, den man sich vorstellen kann.

Abbe ist sozusagen selber ein Graf, obwohl er auch das ge-heimhält.

Madita staunt ihn mit runden Augen an. Hat man Töne!

»Und kannst du dir denken«, sagt Abbe, »warum mein Urur-

großvater keine Ruhe gibt wie andere tote alte Grafen? Nee du, jede Nacht rumort der in der Waschküche rum! Und weißt du, warum?«

Madita weiß es nicht, aber Abbe kann ihr auch das erklären. Er war ja so klotzig reich, dieser Graf, und darum vergrub er einen Riesenbatzen Geld in seinem Brauhaus, das Tante Nilsson

jetzt als Waschküche benutzt.

»Nur so aus Jux, verstehst du«, sagt Abbe. »Die Banken hatte er schon so vollgestopft mit Geld, daß da einfach kein Platz mehr war, und da fiel ihm das Brauhaus ein. Aber kaum hatte 91

er die Moneten da vergraben, da legte er sich hin, und bums war er tot.



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