Machtwechsel by Joe Ahlf

Machtwechsel by Joe Ahlf

Autor:Joe Ahlf [Ahlf, Joe]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-02-25T05:00:00+00:00


23

19:30 Uhr

Hauptfeldwebel Gärtner, wegen seiner ausgeprägten Nackenmuskulatur nur Bull genannt, war mit seinen Männern noch im Schießhaus, als der Befehl im Stab einging. Sie übten Geiselbefreiung im scharfen Schuss, die Königsdisziplin der Schießausbildung.

Die taktische Ausbildungseinrichtung in Calw gehörte zu den modernsten in ganz Europa und eröffnete Spezialkräften die Möglichkeit, Handfeuerwaffen im Radius von dreihundertsechzig Grad einzusetzen. Sie verfügte über mehrere Räume, die jeweils freigestaltet werden konnten, und bot somit einen unerschöpflichen Pool an Übungsszenarien. Ausbildungsleiter, die jede Bewegung für eine Nachbesprechung auf Video aufzeichneten, waren in der Lage, Stressfaktoren wie Lärm, Nebel oder Lichtblitze auf Knopfdruck einzuspielen und die überall platzierbaren Scheiben, die sowohl Terroristen als auch Zivilisten symbolisierten, jederzeit auftauchen oder verschwinden zu lassen. Kurzum, in diesem Haus konnte jede Einheit an ihr Limit gebracht werden, egal wie gut sie war.

Das Klimasystem heizte die Räume seit zwei Stunden auf unerträgliche vierzig Grad auf und Bulls Trupp war gerade dabei, sich auf eine neue Sequenz vorzubereiten, als über Lautsprecher die Stimme des Leitenden erklang. »Übungsunterbrechung. Sicherheit an allen Waffen herstellen und in den Besprechungsraum einrücken.«

»Ihr habt es gehört, Leute, Buddy Check und dann ab nach draußen.«

Routiniert entluden sie ihre Waffen und arretierten den Verschluss in der hinteren Stellung. So war der Ladezustand für jeden sofort ersichtlich. Anschließend überprüfte jeder Soldat die Waffen seines Partners. Eine Kontrolle, die für echte Profis eine Selbstverständlichkeit war, da sie keine drei Sekunden in Anspruch nahm und die Sicherheit aller Anwesenden enorm erhöhte. Vier Augen sind gründlicher als zwei.

Wenige Minuten später rückten die Soldaten in den Besprechungsraum ein, in dem die anderen drei Trupps bereits warteten. Alle zusammen bildeten sie den ersten Zug der zweiten Kommandokompanie.

Dankbar nutzten Bulls Männer ihre unerwartet frühe Pause und legten ihre Helme und den Gehörschutz mit integriertem Funkgerätesatz ab. Robin war mit eins fünfundsiebzig der Kleinste aus dem Fünf-Mann-Trupp. Sein Part neben der Basisverwendung als Kommandosoldat war der des Sanitätsspezialisten. Auffordernd deutete er auf die bereitstehenden Wasserflaschen und leerte seine eigene, ohne einmal zwischendurch abzusetzen. »Los, Jungs, langt zu.«

Auch Bull griff sich eine Flasche und schraubte den Deckel ab. »Ein kühles Bier wäre mir jetzt lieber«, scherzte er.

»Das müssen wir leider verschieben«, kommentierte ihr Zugführer aus dem Hintergrund.

Hauptmann Olaf Nielsen war sechsunddreißig Jahre alt, eins neunzig groß und schlank. Würde man ihm am Strand begegnen, würde man es nicht für möglich halten, dass so ein Typ mit fünfzig Kilo Ausrüstung aus einem Flugzeug sprang, kilometerweit marschierte und dann noch genügend Reserven hatte, um den Überblick über alle Soldaten seines Zuges zu behalten. Er war einer der wenigen Kommandosoldaten, denen man ihre Fitness nicht ansah. Und das, obwohl er bei jedem Zehnkilometerlauf vorwegrannte und mehr Klimmzüge schaffte als die meisten anderen.

Mit ernster Miene stellte Nielsen sich vor seine Männer. »Wie jeder von euch weiß, hat die zweite Kompanie dieses Quartal Bereitschaft«, erklärte er ruhig. Dann hielt er ein Fax in die Höhe und zeigte auf die Überschrift. »Hier ist unser Marschbefehl.«

Die Männer sahen ihn überrascht an. Es war nicht ungewöhnlich, in der Bereitschaftsphase abgerufen zu werden, aber meistens handelte es sich



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