Long Reach by Peter Cocks

Long Reach by Peter Cocks

Autor:Peter Cocks
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3, epub
ISBN: 9783423249324
Herausgeber: DTV Deutscher Taschenbuch
veröffentlicht: 2013-09-23T22:00:00+00:00


Als die Gäste beim Verlassen der Kirche auf den Rasen strömten, wurde erst richtig klar, wie viele Leute hier eingeladen waren. Die Grünfläche erstreckte sich bis zu einer Terrasse vor dem Haupthaus, wo weiß livrierte Kellner mit Tabletts voll gekühltem Champagner warteten. Sophie und ich stiegen zur Terrasse hoch, wo sie mit Mädchen plauderte, die sie kannte. Jedes Mal, wenn sie mich vorstellte, bekam ich den gleichen musternden Blick ab: eine unausgesprochene Frage, wie ich mich darauf bloß hatte einlassen können. Wenn ich sah, mit welcher Ehrerbietung neunzig Prozent der Gäste Tommy Kelly behandelten, musste ich mich dasselbe fragen.

Die Terrasse war vollgestopft mit Promis der A-, B-und C-Liga. Da war ein weltberühmter Sänger im weißen, mit Medaillen behangenen Seidenanzug, an seiner Seite sein Freund ganz in Himmelblau. Moderatoren von Realityshows. Ein Schauspieler aus EastEnders. Dazu Vertreterinnen verschiedener aktueller Girlbands, die wirkten, als hätten ihre Plattenfirmen sie als diplomatische Abordnung geschickt. Sie sahen alle ein bisschen kleiner und besser aus als im Fernsehen. Und dann die Fußballer, haufenweise. Einige Gesichter erkannte ich, andere hatte ich noch nie gesehen. Liam Baldwin war ein beliebter Bursche.

Die ältere Generation war durch Paare von der Art Tommy und Cheryl Kellys vertreten: wohlerhaltene, mittelalte Typen mit permanenter Urlaubsbräune. Die Frauen hatten den Botox-Ausdruck im Gesicht und die Männer rauchten alle Zigarre. Die von Tommy Kelly war am längsten.

Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass die Fotografen nur an den prominenten Gesichtern interessiert waren und dass diese auch alle bereitwillig posierten – ein Arbeitstag wie jeder andere. Als Sophie zu einem Gruppenfoto mit der Braut und ihrer Freundinnenclique abgeschleppt wurde, verzog ich mich in eine schattige Ecke und stibitzte mir unterwegs ein weiteres Glas Champagner vom Tablett eines Kellners.

»Immer langsam, der Herr«, sagte der. »Sie sollten klaren Kopf bewahren.«

Ich wollte etwas Witziges zurückschießen, aber dann erkannte ich den Mann hinter dem Schnurrbart. Es war Oliver, der Typ, der immer an Baylis’ Seite rumgehangen und mich beobachtet hatte.

»Was?«, sagte ich.

»Nur für den Fall«, sagte er. »Beachte mich gar nicht.«

Ich tat wie geheißen, nippte am Champagner, der in meinem ausgedörrten Mund noch trockener wirkte, und machte mich auf den Weg dorthin, wo das Essen serviert wurde.



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