Liebe oder Eierlikör - Fast eine Romanze by Heldt Dora

Liebe oder Eierlikör - Fast eine Romanze by Heldt Dora

Autor:Heldt, Dora [Heldt, Dora]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423442145
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2023-04-20T00:00:00+00:00


18.

Bei allerbestem Wetter schob Peer Sörensen sein Fahrrad die Strandstraße entlang und fragte sich, warum die Leute nicht zu Hause shoppen gingen und stattdessen bei diesem schönen Wetter einen langen Strandspaziergang machten und aufs Meer schauten. Diese Urlauber wurden doch wirklich immer verrückter. Er umrundete ein streitendes Paar, das sich nicht einig war, ob es sofort essen gehen oder erst noch nach einer neuen Jeans für ihn schauen wollte. Er wollte essen, sie wollte, dass er eine neue Jeans wollte. Peer ging an ihnen vorbei, ohne das Ergebnis abzuwarten.

Er war froh, dass er solche Diskussionen nicht mehr führen musste, auch wenn seine Schwester sich dauernd Sorgen machte, dass er als alter Junggeselle kein schönes Leben hätte. Dabei irrte sie sich. Peer fand sein Leben eigentlich ganz schön. Er konnte kochen, das war schließlich mal sein Beruf gewesen, er hielt seinen Garten in Schuss, den Haushalt dank Gunhild, die neben ihm wohnte und sich ein bisschen dazuverdienen musste, er konnte im Fernsehen anschalten, was er wollte, und musste sich nie streiten. Es war also ein friedliches, freundliches Leben, auch wenn er manchmal abends dachte, dass es schon schön wäre, sich jetzt ein bisschen zu unterhalten. Allerdings ebbte dieses Gefühl, seit Jannis bei ihm wohnte, immer mehr ab. Im Moment dachte er, dass es schon schön wäre, abends nicht mehr sprechen und zuhören zu müssen. Jannis redete wirklich genauso viel wie seine Mutter.

Vor der Apotheke schloss er sein Rad ab und ging hinein. Die junge blonde Apothekerin kam von hinten und lächelte ihn an. »Hallo, Herr Sörensen, machen Sie heute keine Kurkartenkontrolle?«

»Nur am Wochenende«, er blieb vor ihr stehen und fummelte sein Rezept aus der Westentasche. »Ich habe hier ein Rezept, diese Sachen soll ich abholen.«

Er schob ihr den Zettel über den Tisch, den sie hochnahm und überflog. »Die Tabletten habe ich da, die Salbe kann ich bis zum Nachmittag bestellen. Was ist passiert? Sportunfall?«

»Fahrradsturz«, er hob die Schultern. »Bluterguss im Knie. Ist aber nicht so schlimm, es tut nur abends ein bisschen weh. Die Zeiten meiner Sportunfälle sind leider vorbei. Aber danke, dass Sie fragen.«

Sie lächelte wieder und zog eine Schublade auf, aus der sie eine Packung nahm und auf den Tisch legte. »Eine morgens, eine abends«, sagte sie, während sie es gleichzeitig auf die Packung schrieb. »Und die Salbe habe ich ab 16 Uhr.«

»Danke«, er steckte die Tabletten in die Tasche. »Vielleicht komme ich auch erst morgen. Tschüss.«

Als er draußen sein Fahrradschloss aufspringen ließ, fiel sein Blick auf das Café gegenüber. Er kniff die Augen zusammen und erkannte Hermann Schulze, der allein an einem Tisch saß. Armer, alter Mann, dachte er, dabei fiel ihm ein, dass Hermann genauso alt war wie er. Seit dessen Frau gestorben war, ging Hermann hier immer essen. Jeden Tag. Immer Mittagstisch. Der noch nicht einmal besonders gut war. Aber so kam er wenigstens zu einer warmen Mahlzeit am Tag. Kochen konnte er nicht. Einsam war er auch.

Jetzt schob Peer sein Fahrrad an die Abgrenzung der Außenterrasse und beugte sich rüber. »Hallo, Hermann.«

»Ach. Peer. Moin.« Hermann ließ die Gabel sinken und sah ihn an.



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