Liebe ist kein Gefühl (German Edition) by Thomas Dellenbusch

Autor:Thomas Dellenbusch [Dellenbusch, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: KopfKino-Verlag Thomas Dellenbusch
veröffentlicht: 2015-03-13T16:00:00+00:00

Nachdem sie sich auf einer Toilette frisch gemacht und die Spuren ihrer Tränen beseitigt hatte, mietete Nina sich ein Zimmer im Abbey und erfuhr auf Nachfrage, dass viele Geschäfte in der Innenstadt von Donegal noch bis 22 Uhr geöffnet sind.

Sie trat wieder hinaus auf die Straße und ließ ihren Blick über die Szene schweifen. Das Zentrum wurde von einem großen, dreieckigen Platz beherrscht, dem »Diamond«. Ein paar Jugendliche hatten sich auf den dort stehenden Bänken oder auch einfach nur auf dem Boden niedergelassen und genossen gemeinsam den milden Spätsommerabend. Der Verkehr wurde um diesen zentralen Platz herumgeleitet, in einem dreieckigen Kreisverkehr. Die kleinen, dicht an dicht stehenden Häuser waren auch hier in allen Farben des Regenbogens gestrichen, gelbe, grüne, rote, blaue. Es sieht ein wenig aus wie die künstlichen Kulissen in einem Freizeitpark, dachte Nina.

Ein paar Häuser die Quay Street hinunter fand Nina einen Gemischtwarenladen, in dem sie sich eine Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel und Shampoo kaufte. Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, fand sie die »Fantasy Ladies Boutique«. Sie schaute nach links und wollte gerade die Straße überqueren, da füllte sich die Luft mit dem lauten Quietschen einer Vollbremsung. Nina reagierte gerade noch rechtzeitig und machte einen Satz zurück auf den Gehweg. Der von rechts kommende Pickup kam an eben jener Stelle zum Stehen, an der Nina schon gestanden hatte. Er hätte sie voll erwischt. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, und sie entschuldigte sich mit einer bedauernden Geste bei dem Fahrer, der mit seinen Händen wild und wütend fuchtelte. Dann setzte der Pickup seine Fahrt fort, und Nina atmete einmal kräftig durch. Sie hatte geglaubt, es sei schwierig, sich mit einem Mietwagen an den Linksverkehr zu gewöhnen, doch jetzt hatte sie das Gefühl, es sei noch gefährlicher, zu Fuß zu gehen. Wollte man eine Straße überqueren, musste man nach rechts schauen. Darauf musste sie sich konzentrieren.

In der Boutique deckte sie sich mit Wäsche zum Wechseln, einer Jeans, einer zweiten Bluse und einem roten Pullover ein. Außerdem kaufte sie sich eine kleine Reisetasche aus hellem Leder, die sie sich umhängen konnte und in der sie all die Einkäufe verstaute. Dann befand sie, dass sie den in der letzten Stunde stärker gewordenen Hunger nicht länger ignorieren wollte. Nur ein paar Häuser weiter, erfreulicherweise auf der gleichen Straßenseite, erblickte sie das Fisch- und Steakrestaurant »The Harbour« und betrat es. Während die Fassade dunkelblau gestrichen war, dominierten warme Rottöne die Einrichtung. Nina wählte einen freien Tisch am Fenster, ließ sich von einer jungen Serviererin die Karte reichen und bestellte einen trockenen Rotwein.

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