Leg dich nicht mit Mutti an by Voeller Eva

Leg dich nicht mit Mutti an by Voeller Eva

Autor:Voeller, Eva [Voeller, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-06-12T16:40:38+00:00


Die Axt im Haus erschlägt den Zimmermann.

(Friedrich Schiller, Wilhelm Tell; abgewandelt)

»Du hättest damit rechnen müssen«, meinte Leonardo di Caprio. Wir standen in meinem Garten und betrachteten mein Dach. Es wirkte seltsam nackt und schutzlos ohne die Pfannen.

»Ich verstehe nicht, wie du so was sagen kannst!«, beschwerte ich mich. »Wie hätte ich das voraussehen können?«

»Er hatte diesen roten Anzug an. Ich meine, welcher korrekte Handwerker trägt rote Anzüge? Das fand ich gleich verdächtig.«

»Du warst doch überhaupt nicht dabei!«

»Ich habe meine Kontakte.«

Er nahm eine Art Fernbedienung (bei genauerem Hinsehen sah ich, dass es mein USB-Stick war; ob mein Hund zu seinen Kontakten gehörte?) und richtete sie nach oben.

»Tu das nicht«, flehte ich. »Mach mir nicht mein Dach kaputt!«

»Wer sagt denn, dass ich dein Dach kaputt machen will?« Er lächelte mich an. »Ganz im Gegenteil. Dieses Ding hier ist ein elektronischer Regenzurückhalter.«

Das musste was ganz Neues sein, ich hatte noch nie von so einem Gerät gehört. Aber Traumarchitekten wie Leonardo di Caprio waren natürlich immer auf dem neuesten Stand der Technik.

»Wenn ich hier auf diesen roten Knopf drücke, wird der Regen angehalten. Schau nur hin, es ist höchste Zeit!«

Er hatte recht, der Himmel hatte sich pechschwarz zugezogen. Es war nur noch eine Sache von Sekunden, bis es anfangen würde zu regnen. Als Leonardo den Regenzurückhalter betätigte, verflüchtigten sich die dicken dunklen Wolken und machten blauem Himmel Platz.

»Drückt man dagegen auf den grünen Knopf, kann für nichts garantiert werden.« Er drückte auf den grünen Knopf, und binnen weniger Augenblicke wurde der Himmel wieder tiefschwarz. Ein Tropfen fiel auf mein Gesicht.

»Bitte nicht!«, schrie ich. »Halt es an!«

»Was kriege ich dafür?«

Noch ein Tropfen. Dann ein weiterer. »Alles! Alles was du willst!«

»Okay. Ich will achtzig Prozent Beteiligung an deinem Bestseller.«

»Zwanzig!«

»Fünfzig.«

Aus dem Tröpfeln wurde Regen.

»Abgemacht!«, schrie ich.

Anscheinend war er zufrieden mit dem Deal, denn er beugte sich über mich und drückte mir einen Schmatzer auf die Stirn. »Alles Gute zum Geburtstag. Willst du ein Ei zum Frühstück?«

»Gah«, machte ich stöhnend.

»Sie will!«, rief Leonardo.

»Frag sie nach Kaffee oder Tee«, rief eine resolute Stimme, die mir auf unangenehme Weise bekannt vorkam.

Eine imaginäre Schlagzeile manifestierte sich vor meinem geistigen Auge.

Mit dem Besuch hielt das Grauen Einzug.

»Willst du Kaffee oder Tee?« Leonardo verflüchtigte sich, und vor dem Sofa, auf dem ich geschlafen hatte, stand mein Sohn Benedikt und blickte mich fragend an.

»Gah.«

»Beides!«, rief Benedikt in Richtung Küche.

»Schon in Arbeit«, kam es zurück.

Sofort saß ich senkrecht im Bett beziehungsweise auf dem Sofa. Das war … nein, das war nicht möglich, oder?

»Wer ist das?«, krächzte ich. Vielleicht irrte ich mich, und es waren nur die Nachwehen des Albtraums.

Doch dann wehte mich ein Duft von Kuchen und frischem Kaffee an. Und auf einmal stand sie leibhaftig in der offenen Wohnzimmertür. Meine Schwiegermutter Helga.

»Alles Gute zum Geburtstag!«

*

Wenn ich meine Schwiegermutter mit zwei Worten beschreiben müsste, wäre meine erste Wahl Lieber nicht. Passend wäre natürlich noch perfekte Köchin. Oder meisterhafte Bügelfee. Oder toughes Sparbrötchen.

Weil sie am anderen Ende von Deutschland wohnte, musste ich mich nicht allzu oft mit ihrem zupackend kompetenten Wesen auseinandersetzen. Sie kam zu Weihnachten



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