Lederstrumpf 02 - Der letzte Mohikaner by Cooper James Fenimore

Lederstrumpf 02 - Der letzte Mohikaner by Cooper James Fenimore

Autor:Cooper, James Fenimore [Cooper, James Fenimore]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-25T05:00:00+00:00


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Neunzehntes Kapitel

Die Abendschatten hatten die schauerliche Öde der Ruinen von William Henry noch vermehrt, als die Männer dort anlangten. Man traf die nötigen Vorkehrungen, um hier zu übernachten. Einige Balken wurden gegen eine vom Rauch geschwärzte Mauer gelehnt; Unkas bedeckte sie mit Zweigen und deutete auf die einfache Hütte. Heyward drang in Munro, einzutreten und sich einige Ruhe zu gönnen. Er selbst trat sogleich wieder an die freie Luft, denn er war zu aufgeregt, um zu schlafen. Während Falkenauge und die Indianer ihr Feuer anzündeten und ihre Abendmahlzeit verzehrten, die aus gedörrtem Bärenfleisch bestand, stieg er auf die Trümmer einer der Bastionen, die einen Ausblick auf die Wasserfläche des Horican gewährten. Der Wind hatte sich gelegt, und die Wogen bewegten sich an dem Sandufer zu seinen Füßen weniger ungestüm. Die Wolken zerteilten sich, hier und da kämpfte ein funkelnder Stern mit dem Nebel. Auf den benachbarten Bergen ruhte bereits undurchdringliche Finsternis, und die Ebene glich einem großen, verlassenen Totenhaus. Nach einer Weile war ihm, als kämen von dorther unerklärliche Töne zu ihm herüber, leise und unbestimmt, daß er völlig ungewiß blieb, ob er sich nicht täusche. Er schämte sich seiner Unruhe, die ihn bei diesen seltsamen Lauten ergriff, und um sich abzulenken, blickte er wieder auf den See und die funkelnden Sterne, die sich in den Wellen spiegelten. Doch dann vernahm er wieder die leisen Töne, als ob sie ihn vor irgendeiner verborgenen Gefahr warnen wollten. Endlich schien ein leises Geräusch deutlich das Nahen von Schritten anzukündigen. Jetzt rief Duncan leise den Kundschafter. Falkenauge nahm seine Büchse unter den Arm und näherte sich dem Major mit einer sorglosen ruhigen Miene.

»Hören Sie«, sagte Duncan, als der Kundschafter sich ruhig an seine Seite gestellt hatte; »hören Sie die halblauten Töne auf der Ebene? Es scheint uns jemand zu belauschen.«

»Wer sollte auf dem Leichenfeld sein?« antwortete der Jäger kaltblütig.

»Eine Rothaut kann zurückgeblieben sein, um zu plündern. Wir löschen besser das Feuer aus. Horchen Sie! Hören Sie nicht das Geräusch, das ich meine?«

»Ein Indianer schleicht selten unter den Toten umher. Er fürchtet die Geister zu stören.«

Sie schwiegen eine Weile, bis Duncan wieder flüsterte: »Hören Sie es? Da ist es wieder.«

»Ja, ja, die Wölfe sind immer auf den Beinen«, entgegnete der Kundschafter. »Es würde einem ordentlich die Wahl schwer werden unter den Fellen der Satansbrut, wenn’s hell wäre, und man zu dem Spaß Zeit hätte!« Falkenauge, der schon zurückkehren wollte, blieb plötzlich stehen. »Still - was war das?«

»Ich denke, es sind Wölfe«, meinte Heyward.

Falkenauge schüttelte den Kopf und gab Duncan einen Wink, aus dem Schein des Feuers zu treten. Als der Kundschafter diese Vorsichtsmaßregel getroffen hatte, lauschte er mit gespanntester Aufmerksamkeit, ob der leise Ton sich nicht wiederholen würde. Aber es rührte sich nichts. »Wir müssen Unkas rufen«, flüsterte er schließlich, »er besitzt die Organe eines Indianers und hört leicht, was wir nicht hören können.«

Der junge Mohikaner, der am Feuer saß und leise mit seinem Vater sprach, fuhr zusammen, als er den Ruf einer Eule hörte und sprang sofort auf. Er sah sich



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