Lake Daylight: Ein Mystery Romance Roman (German Edition) by Dalton Deborah & Junge René

Lake Daylight: Ein Mystery Romance Roman (German Edition) by Dalton Deborah & Junge René

Autor:Dalton, Deborah & Junge, René [Dalton, Deborah]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Musketeer Publishing
veröffentlicht: 2015-02-25T05:00:00+00:00


* * *

16. KAPITEL

Die Nacht war für Holly schneller vergangen als ein Wimpernschlag. Zeit schien in ihrem Zustand ebenso wenig eine Rolle zu spielen, wie Schwerkraft oder Entfernung. Sie beobachtete, wie Kira nach ein paar Stunden Schlaf mit dem ersten Sonnenstrahl aufstand, das Nachthemd gegen ein schlichtes Kleid tauschte und aus dem Haus eilte.

Ihr Weg führte sie schnurstracks zwischen zwei Hütten hindurch auf die andere Seite der kleinen Siedlung, wo sie an eine Tür klopfte und dabei rief »Der Tag ist schon angebrochen, Schmied. Öffnet mir, ich habe mit euch zu reden.«

Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und ein bulliges, missmutig dreinschauendes Muskelpaket starrte Kira fragend an. Holly hatte einen Hünen erwartet, doch dieser Bursche war keine Eins siebzig groß. Er hatte eine beinahe quadratisch anmutende Statur und einen Stiernacken, der vor Schweiß glänzte. Himmel, was für einen Gestank mussten diese Leute verbreiten. Holly hatte bemerkt, dass Kira das Haus verlassen hatte, ohne sich zu waschen, und auch dieser Kerl hier schien kein Freund von Wasser und Seife zu sein. Zum Glück nahm sie keine Gerüche wahr. Das Mittelalter wäre jedenfalls keine Epoche nach ihrem Geschmack gewesen.

Doch viel interessanter war, was Kira mit dem Schmied zu besprechen hatte. Mit dem Kerl, den zu töten sie Godrick geraten hatte.

Nach kurzem Hin und Her trat der Mann beiseite und ließ seine unerwartete Besucherin ein. Holly konzentrierte sich und fand sich den Bruchteil einer Sekunde später ebenfalls in der Behausung des Schmieds wieder.

Kira hatte auf einem Schemel neben der Feuerstelle Platz genommen und lächelte den verdutz dreinblickenden Handwerker zuckersüß an. Der kratzte sich unbehaglich am Kopf und schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Doch dann fasste er sich ein Herz und brach das Schweigen.

»Ich hätte nicht erwartet, dass du zu mir kommst, Weib. Nicht, nachdem ich …«

Er kam ins Stocken und blickte zu Boden.

Kiras Honiglächeln verwandelte sich für einen kurzen Augenblick in eine Grimasse aus Ekel und Verachtung, doch sie hatte sich schon wieder im Griff, als der Schmied aufsah.

»Zugegeben«, sagte sie. »Ich war nicht eben froh, dass Ihr mich an jenem Tag mit Gewalt genommen habt, Schmied. Es war ein schlimmer. Tag für mich.«

Er hat sie vergewaltigt. Mein Gott, das ist es also?

Holly spürte einen Stich im Herzen und sie schämte sich fast, Kira so vorschnell für eine listige Hexe gehalten zu haben. Doch ebenso schnell besann sie sich wieder. Was konnte Godrick schließlich dafür?

»Du bist ledig, und ich bin Witwer. Wir waren alle betrunken an jenem Tag. Und du warst unzüchtig gekleidet, Weib«, verteidigte er sich.

Holly konnte sehen, wie Kira hinter ihrem Rücken die rechte Hand zur Faust ballte. Ihrer Mimik dagegen sah man gar nichts an. Sie blickte dem grobschlächtigen Unhold gütig ins Gesicht und winkte mit der Linken großzügig ab.

»Gemach, mein Bester. Mein Zorn ist längst vergessen. Ich habe erkannt, dass ich es war, die Schuld an diesem Missverständnis trug. Mein unschickliches Verhalten ließ dir armem Mann ja überhaupt keine andere Wahl.«

Holly blieb angesichts dieser Kaltschnäuzigkeit und Selbstverleugnung die Spucke weg. Meinte diese Frau das ernst? Machte sie sich zur Schuldigen und ihn zum Opfer der Umstände? Nein, das war es nicht, was hier lief.



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