Lackberg Camilla by Der Prediger von Fjallbacka

Lackberg Camilla by Der Prediger von Fjallbacka

Autor:Der Prediger von Fjallbacka
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-05-09T16:12:16+00:00


8

Sommer 1979

Sie teilten jetzt den Schmerz. Wie siamesische Zwillinge drückten sie sich aneinander in einem symbiotischen Verhältnis, das aus gleichen Teilen Liebe und Haß bestand. Einerseits lag Sicherheit darin, hier unten im Dunkeln nicht allein sein zu müssen. Andererseits entstand Feindschaft aus dem Wunsch, davonzukommen und daß es die andere sein möge, der er bei seinem nächsten Kommen Schmerz zufügte.

Sie sprachen nicht viel. Die Stimmen hallten allzu schaurig in der Blindheit der Unterwelt. Wenn sich die Schritte von neuem näherten, fuhren sie auseinander, flohen die Haut der anderen, ihren einzigen Schutz in Kälte und Dunkelheit. Jetzt ging es nur um die Flucht vor dem Schmerz. Und sie wandten sich gegeneinander in dem Kampf, die andere zuerst in die Hände des Bösen zu geben.

Diesmal gewann sie, und sie hörte, wie das Schreien begann. Auf eine Weise war es fast genauso schlimm, diejenige zu sein, die dem Schlimmen entgangen war. Das Geräusch brechender Knochen hatte sich ihr tief eingeprägt, und sie litt jeden Schrei der anderen in ihrem gemarterten Leib. Sie wußte auch, was nach den Schreien kam. Da verwandelten sich diese Hände, die gezerrt und gerissen, gestochen und geschlagen hatten, und legten sich statt dessen warm und zärtlich auf die Stelle, wo der Schmerz am stärksten war. Diese Hände kannte sie jetzt ebensogut wie ihre eigenen. Sie waren groß und stark, doch zugleich weich, ohne jede Unebenheit und Schrundigkeit. Die Finger waren lang, empfindsam wie die eines Pianisten, und obwohl sie dieselben nie gesehen hatte, sah sie deren Bild deutlich vor ihrem inneren Auge.

Jetzt verstärkten sich die Schreie, und sie wünschte, sie könnte ihre Arme heben, um sich die Ohren zuzuhalten. Aber die Arme hingen schlaff und unbrauchbar an ihr herunter und weigerten sich, ihren Anweisungen zu folgen.

Als die Schreie verstummt waren und die kleine Luke über ihrem Kopf sich öffnete und schloß, kroch sie über die kalte, feuchte Unterlage hinüber zur Quelle der Schreie.

Jetzt war die Zeit des Trostes gekommen.

Als der Sargdeckel zur Seite glitt, war es vollkommen still. Patrik ertappte sich dabei, wie er den Kopf drehte und einen unruhigen Blick auf die Kirche warf. Er wußte nicht, was er erwartete. Vielleicht einen Blitz vom Kirchturm, der bei ihrem ketzerischen Tun mitten zwischen ihnen einschlug. Doch nichts dergleichen geschah.

Als Patrik das Skelett im Sarg erblickte, sank ihm das Herz. Er hatte sich geirrt.

»Tja, Hedström. Das war ein verdammtes Chaos, was du hier angerichtet hast.«

Mellberg schüttelte bedauernd den Kopf und erreichte mit diesem einzigen Satz, daß Patrik sich fühlte, als läge sein Kopf auf dem Richtblock. Aber sein Chef hatte schließlich recht. Es war ein verdammtes Chaos.

»Dann nehmen wir ihn also mit, um festzustellen, daß es auch der richtige Kerl ist. Aber da wird es ja wohl kaum Überraschungen geben. Denn du hast ja wohl nicht irgendwelche Theorien über vertauschte Leichen oder ähnliches …«

Patrik schüttelte nur den Kopf. Er vermutete, daß er bekam, was er verdiente. Die Spurensicherung machte ihre Arbeit, und als das Skelett kurze Zeit später unterwegs nach Göteborg war, setzten sich Patrik und Martin ins Auto, um zurück zur Dienststelle zu fahren.



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