KONSEQUENZEN DES KAPITALISMUS by NOAM CHOMSKY MARV WATERSTONE

KONSEQUENZEN DES KAPITALISMUS by NOAM CHOMSKY MARV WATERSTONE

Autor:NOAM CHOMSKY, MARV WATERSTONE [NOAM CHOMSKY, MARV WATERSTONE]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Wachstum von Produktivität und Arbeitslöhnen, 1948 bis 2020. Quelle: Economic Policy Institute, State of Working America Data Library, »The Productivity-Pay Gap« 2020.

Aber dann sieht man ungefähr Mitte der 1970er Jahre einen Knick, von dem an beide Kurven immer stärker divergieren und die Produktivität zwar weiterwächst, die Löhne aber stagnieren. Ich werde darauf gleich näher eingehen, aber hier haben wir jedenfalls einen Punkt, der die beiden Perioden voneinander trennt.

Zum einen haben wir die erste Periode von 1945 bis 1970, das heißt den »regulierten Kapitalismus«, den »eingebetteten Liberalismus« oder das »Goldene Zeitalter des Kapitalismus«. Gelegentlich wurde das auch als »Kapitalismus mit menschlichem Angesicht« bezeichnet.

Was geschah in dieser ersten Periode? Auf der Ebene der Weltökonomie wurde das Bretton-Woods-System etabliert. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs trafen sich in Bretton Woods im Bundesstaat New Hampshire an die 700 Delegierte und schufen dort ein Geldsystem, das die wirtschaftlichen und daher auch die politischen Beziehungen der Nationalstaaten nach dem Krieg definieren sollte. Es stellte einen Rahmen für internationalen Handel und internationale Entwicklung dar. In der Folge der Konferenz wurden bestimmte Institutionen gegründet.

Damals wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) geschaffen, außerdem die Copyright © 2022. Westend Verlag. All rights reserved.

Vorgängerinstitutionen der Weltbank und das General Agreement on Tariffs and Chomsky, Noam, and Marv Waterstone. Konsequenzen des Kapitalismus : Der lange Weg von der Unzufriedenheit zum Widerstand, Westend Verlag, 2022. ProQuest Ebook Central, http://ebookcentral.proquest.com/lib/kbv/detail.action?docID=7008691.

Created from kbv on 2022-07-03 05:27:16.

Trade (GATT), aus dem später die Welthandelsorganisation (WTO) wurde.

Außerdem die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die International Bank of Settlements – all die Finanzinstitutionen, die einen immer größeren Einfluss auf die Weltwirtschaft hatten, wurden damals geschaffen oder haben ihre Wurzeln in dieser Zeit.

Und das zentrale Element dabei war der internationale Handel auf der Basis festgelegter Währungskurse. Die Kurse durften nicht um mehr als ein Prozent von einer festgelegten Rate im Verhältnis zu Gold abweichen. Alle Währungen waren durch Gold und den US-Dollar gedeckt. Damals kontrollierten die USA ungefähr zwei Drittel der Goldvorräte der Weltwirtschaft und so wurde Gold zum weltweiten Währungsstandard und die internationalen Währungen wurden durch das Verhältnis des US-Dollars zu diesem Gold definiert.

Das war eine gemäßigt offene Weltwirtschaft, obwohl es einige Schutzzölle und einige Hindernisse für die Bewegungsfreiheit des Kapitals gab. Man muss sich hier daran erinnern, dass die USA 1944, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, die bei Weitem größte Wirtschaft der Welt waren und daher in den betreffenden Abkommen viele Bedingungen diktieren konnten. Das System erlaubte direkte US-Investitionen im Ausland, auch in den neuen Staaten, die aus den ehemaligen Kolonien hervorgegangen waren, aber es hatte noch eine weitere Auswirkung, die sich mit der Zeit als ziemlich lästig erwies: Es öffnete auch die US-Märkte für Waren aus Europa und Japan und ermöglichte so den kapitalistischen Ökonomien rund um die Welt ein starkes Wachstum. Zur Zeit von Bretton Woods sah man da in den USA kein großes Problem, da die eigene Vorherrschaft so gefestigt schien, dass niemand darüber nachdachte.

In dieser Periode spielte der Staat eine wichtige Rolle in der Wirtschaft.

Ökonomische und fiskalische Entscheidungen wurden von einer keynesianischen Politik geleitet, die auf eine niedrige Arbeitslosenrate und eine akzeptable Inflationsrate abzielte.



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