Klassik für Dummies (German Edition) by David Pogue & Scott Speck

Klassik für Dummies (German Edition) by David Pogue & Scott Speck

Autor:David Pogue & Scott Speck [Pogue, David]
Die sprache: deu
Format: azw3
Herausgeber: Wiley
veröffentlicht: 2016-02-08T16:00:00+00:00


Abbildung 4.1 Ein Metronom hilft dem Komponisten, das Tempo festzulegen.

Da die meisten Komponisten seit Beethovens Zeiten eine solche Metronomangabe an den Anfang jedes Musikstückes gestellt haben, brauchen wir doch eigentlich keinen Dirigenten mehr, um das Tempo anzugeben, oder?

Sehr gute Frage. Es gibt darauf mindestens drei Antworten:

Selbst die virtuosesten Musiker haben kein unfehlbares Tempogefühl. Wenn Sie dazu einmal Gelegenheit haben sollten, bitten Sie einen Meister-Cellisten, 120 Schläge pro Minute zu singen. Er wird immer ziemlich nah dran sein, aber nicht unbedingt jedes Mal genau treffen. Also kommt es selbst mit genauen Metronomangaben in einer sehr großen Gruppe von Musikern wie einem Orchester zu mehreren geringfügig voneinander abweichenden Interpretationen. Es ist die Aufgabe des Dirigenten, das Tempo des Orchesters zu vereinheitlichen.

Komponisten wissen, dass verschiedene Faktoren Einfluss auf das Tempo haben können. Verschiedene Konzertsäle mit unterschiedlicher Akustik, Orchester verschiedener Größe und selbst Luftdruckschwankungen können das Tempo des Orchesters beeinflussen. Ein Tempo, das in der guten Akustik des Concertgebouw in Amsterdam gerade richtig ist, kann für die relativ trockene Akustik der Pausenhalle des Claudia-Schiffer-Gymnasiums in Hücklage, Kreis Schleswig-Flensburg, viel zu langsam sein. Es ist Aufgabe des Dirigenten, das richtige Tempo für jede Situation zu finden.

Als Folge davon haben die Dirigenten in den letzten hundert Jahren die Metronomangabe nur als einen Richtwert betrachtet – oder sie gleich ganz ignoriert. Beethovens Symphonien werden beispielsweise fast immer langsamer gespielt als Beethoven selbst das angegeben hat. Die Tradition und verschiedene Theorien über den Zustand des alten Mannes (von seinen grauen Zellen gar nicht zu sprechen) führten dazu, dass sich Generationen von Musikern über die Angaben des armen Ludwig hinwegsetzten.

Meistens wollen die Komponisten gar nicht, dass ihre Musik immer mit der gleichen Geschwindigkeit gespielt wird. Sie geben vielleicht eine Metronom-Angabe an, um es dem Dirigenten einfacher zu machen, aber sie erwarten auch ein gewisses Hin- und Herwogen in ihrer Musik. Manchmal soll die Musik ruhiger und langsamer werden, an anderen Stellen soll sie ein wenig schneller und vorwärtsstrebender sein.

Der Dirigent teilt all dies seinen Musikern mit.



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