Kingsbridge Bd. 3 - Das Fundament der Ewigkeit by Ken Follett

Kingsbridge Bd. 3 - Das Fundament der Ewigkeit by Ken Follett

Autor:Ken Follett [Follett, Ken]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-09-12T04:00:00+00:00


Der Nordturm der Kathedrale von Antwerpen war mehr als vierhundert Fuß hoch. Eigentlich hätten es Zwillingstürme werden sollen, aber der zweite Turm war nie vollendet worden. Doch Ebrima fand ihn so, wie er war, viel beeindruckender – ein ausgestreckter Finger, der zum Himmel wies.

Als er das Gotteshaus betrat, lief ihm ein Schauder der Ehrfurcht über den Rücken. Das schmale Kirchenschiff hatte eine himmelhohe, fantastisch anmutende Gewölbedecke, die beinahe zu schweben schien. Manchmal fragte sich Ebrima, ob der Gott der Christen vielleicht doch existierte, sagte sich dann aber, dass selbst dieses von Menschen geschaffene Werk nicht an die Kraft und Majestät eines Flusses heranreichte.

Über dem Hochaltar war der Stolz der Stadt zu bewundern: eine gewaltige Schnitzerei, die den gekreuzigten Christus zwischen den Schächern darstellte. Antwerpen war wohlhabend und kultiviert, und die Kathedrale war reich an Schätzen: Gemälde, Skulpturen, Buntglasfenster und kostbare Gegenstände aller Art.

Und heute würde Carlos, Ebrimas Freund und Geschäftspartner, diese Schätze um ein Geschenk bereichern.

Ebrima hoffte, dass dieses Geschenk den widerwärtigen Großinquisitor Pieter Titelmans ein wenig milder stimmte. Es gab nichts Gefährlicheres, als einen solchen Fanatiker zum Feind zu haben.

Auf der Südseite der Kathedrale befand sich eine Kapelle, die dem heiligen Urban, dem Schutzheiligen der Winzer, geweiht war. Dort hing ein neues Gemälde, noch mit einem roten Samttuch verhüllt. Die Bänke in der kleinen Kapelle waren für Carlos’ Familie und Freunde sowie für Vertreter der Eisengießerzunft reserviert. Außerdem hatten sich gut einhundert Nachbarn und Handwerksbrüder dort eingefunden. Alle trugen ihren Sonntagsstaat und warteten gespannt auf die Enthüllung des Gemäldes.

Ebrima sah, dass Carlos vor Glück strahlte. Er saß auf dem Ehrenplatz in der Kirche, die den Mittelpunkt dieser großartigen Stadt bildete, und die bevorstehende Zeremonie würde bestätigen, dass er hierhergehörte. Carlos fühlte sich geliebt, geachtet und sicher.

Kurz darauf erschien Pater Huus, der den Einweihungsgottesdienst hielt. In seiner kurzen Predigt lobte er Carlos als guten Christen, der seine Kinder zu Frömmigkeit erziehe und sein Vermögen zum Wohl der Kathedrale einsetze. Er deutete sogar an, Carlos könnte eines Tages eine wichtige Rolle im Stadtrat spielen. Ebrima mochte Huus. Zwar predigte er oft gegen den Protestantismus, beließ es aber bei Worten. Ebrima war sicher, dass er Titelmans nur widerwillig half, vielleicht sogar vom Großinquisitor unter Druck gesetzt wurde.

Während der Gebete, obendrein auf Latein gesprochen, wurden die Kinder immer zappeliger. Carlos, ein gutmütiger Vater, ermahnte sie leise, ruhig zu sein.

Als der Gottesdienst sich dem Ende näherte, wandte Huus sich an Carlos. Er bat ihn, vorzutreten und das Gemälde zu enthüllen.

Carlos ergriff eine Ecke des roten Samttuchs und zog daran – zögernd zuerst, dann entschlossener. Das Tuch fiel herab wie ein Schwall aus blutrotem Wasser, und das Gemälde bot sich den Blicken dar. Es zeigte die Hochzeit zu Kana, gefeiert in einem herrschaftlichen Haus, das einem Bankier aus Antwerpen hätte gehören können. Am Kopf des Tisches war Jesus in einem blauen Gewand zu sehen. Der Gastgeber, der neben ihm saß, war ein breitschultriger Mann mit buschigem schwarzen Bart, der Carlos verblüffend ähnlich sah. Neben Carlos saß eine lächelnde blonde Frau, die stark an Imke erinnerte.

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