Kaltfront by Koch Manfred

Kaltfront by Koch Manfred

Autor:Koch, Manfred [Koch, Manfred]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-22T04:00:00+00:00


seit zwei tagen sieht die welt für alpha völlig anders aus. ihre hoffnung, zero könnte ihr vater sein, ist geplatzt. sein großes geheimnis ist nicht ein außereheliches kind, sondern dass er glaubt, seine frühere geliebte im streit getötet zu haben. eine reichlich verrückte geschichte, die ihn bis heute verfolgt. ob sie den tatsachen entspricht und ob zero wirklich ein mörder ist, darüber maßt sich alpha kein urteil an. aber sie vermutet eher, dass zero unter wahnvorstellungen leidet. in dieses bild passen auch zeros immer wieder geäußerte behauptungen, er würde schrecklich frieren, müsse demnächst sterben und alle ärzte hätten sich gegen ihn verschworen und würden ihn belügen. ein völlig paranoides gedankensystem, das zero offensichtlich mit seinem bruder gemeinsam hat.

trotzdem ist alpha mehr denn je davon überzeugt, durch zero bei der suche nach ihrem vater endlich weiterzukommen. sie kann sich nämlich genau an die schmuckstücke erinnern, die zero beschrieben hat. besonders an das collier mit dem schmetterling. alpha durfte als kind damit spielen. sie war ganz fasziniert von den schönen, glitzernden steinen. die schmuckkassette war ihre schatztruhe. sie brauchte sie nur zu öffnen, und schon befand sie sich in einem märchenreich. und wenn sie das schmetterlingscollier um den hals trug und die reifen und ringe an ihren armen und fingern glänzten, verwandelte sie sich in eine prinzessin, manchmal sogar in eine königin, die königin vom schmetterlingsland. oft lief sie tagelang so durch die wohnung, sogar beim schlafen trug sie den schmuck. ihre mutter hatte nichts dagegen, sie hatte ja keine ahnung, wie wertvoll die sachen in wirklichkeit waren. irgendwann später hat alphas mutter den schmuck dann doch verkauft und war ziemlich überrascht, wie viel geld sie für die ihrer meinung nach billigen klunker bekommen hat, die alphas vater bei seinem plötzlichen verschwinden in ihrer wohnung zurückgelassen hatte.

wenn es richtig ist, dass dieser schmuck ursprünglich zeros mutter gehört hat, und wenn auch die geschichte mit dem diebstahl stimmt, dann gäbe es nun also doch eine konkrete spur von zero zu alphas vater.

alpha spürt, dass sie kurz vor dem ziel steht: zero wird weiter erzählen, und irgendwo in dem gespinst aus einbildung, lügen und wahrheit wird alphas vater auftauchen. und obwohl sie zeros geschichten mittlerweile nur noch anöden und er ihr mit seiner selbstgefälligen überlegenheitsprotzerei, seiner flut von kraftausdrücken und seinem ständigen „shit happens“ gewaltig auf die nerven geht, wird sie ihm weiter zuhören. es ist ihre einzige chance, die schmerzende, offene lücke in ihrem leben zu schließen, die klaffende wunde, die ihr vater bei ihr hinterlassen hat, als er ihre mutter und sie verließ. ja, ihre einzige chance, dass ihr davon eines tages nur noch eine narbe bleibt, selbst wenn die dann vielleicht so hässlich sein wird wie die narbe auf zeros stirn.



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