Kalter Hauch by Claudia Vilshöfer

Kalter Hauch by Claudia Vilshöfer

Autor:Claudia Vilshöfer [Vilshöfer, Claudia]
Die sprache: eng
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Diana, 2014
veröffentlicht: 2014-01-29T23:00:00+00:00


Sommer 2013

Westliches Mittelmeer

Kapitel 24

Der feste, unnachgiebige Druck von Martins Hand riss Nadja aus der Vergangenheit, wenngleich sein abwartendes Gesicht hinter einem dichten Nebelschleier verschwand und Cornelius’ eindringliche Warnung in ihrem Ohr echote. Sie sollte schweigen, hatte er ihr nach seinem letzten Ausraster befohlen. Und Nadja, die ahnte, dass Cornelius’ Potenzial längst nicht ausgeschöpft war, würde es tun.

Bis ans Ende ihrer Tage.

Wenn du mich verrätst, bist du tot!

Nervös strich sie sich eine dunkle Haarlocke aus der Stirn, während ihr Liebhaber sie abwartend ansah und ihren innerlichen Kampf stumm beobachtete. Sie spürte, wie seine Hände über ihren Rücken strichen, wie sie ihren Druck verstärkten und ihre eigene Entschlossenheit ins Wanken brachten. Das Flüstern in ihrem Kopf wurde nachdrücklicher und verschmolz mit dem Geräusch des Nieselregens, der an dem Vorabend ihres dreißigsten Geburtstags gefallen war. Sie hatte Cornelius angesehen und sich vorgestellt, wie sie ihn einfach beiseitestieß und er mit dem Kopf auf die Glastischplatte knallte, um reglos liegen zu bleiben. Martin nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste ihre Schläfe, ganz sanft und behutsam. »Komm«, murmelte er. »Lass es heraus. Ich will wissen, wer dich verletzt hat. War es dein Mann?«

Tränen des Zorns schossen ihr in die Augen, als sie an sein ordinäres Geschenk dachte, das er ihr offenbar nur überreicht hatte, um sie zu demütigen. Es waren Tränen der Frustration, die auch Martin nicht würde trocknen können. Zweifel jagten durch ihren Kopf, wirbelten umher. »Martin, ich …« Die Sekunden rauschten an ihr vorbei. »Vor ein paar Wochen ist mir der Kreislauf weggeknickt. Ich hatte eine kleine Platzwunde, die Cornelius versorgt hat. Es waren ja nur zwei Stiche, ich dachte, es fällt nicht auf.«

Schnell schob sie das Bild aus ihrer Erinnerung, wie Cornelius sie beim Sex gewürgt und geschlagen hatte. Sie zitterte noch immer, wenn sie daran dachte, dass ihr Cornelius an jenem Abend sogar ein Skalpell an die Kehle gedrückt hatte. Martin bemerkte, dass sie seinem Blick standhalten wollte, es aber nicht konnte. Die Abendbrise strich über ihre weichen Züge, die, abgesehen von der winzigen, leicht geröteten Narbe, ohne jeden Makel waren. Einmal mehr hatte er das Gefühl, Sofia wäre von den Toten auferstanden. Er berührte ihre Hand und spürte, wie sich dabei ein eigenartiges Kribbeln in ihm ausbreitete und sein Arm wieder zu zittern begann.

In Nadjas Augen lag ein verletzlicher Ausdruck, der Martin an Sofia erinnerte. Er fühlte sich hilflos und elend, wie in den Wochen vor ihrem Tod. Nur, dass er jetzt Sofias Ebenbild wollte. Und wenn er es nicht für sich beanspruchen konnte, sollte auch Cornelius es nicht haben.

In einem Anflug von Erregung zog er Nadja fest an sich und küsste sie, wild und ungeduldig, als gebe es keine Zeit mehr zu verlieren. Und diesmal war es Nadja, die er küsste, und nicht Sofia.

Eine heiße Woge der Lust durchflutete seinen hungrigen Körper, als sich Nadja in seine Arme schmiegte und ein leiser, gieriger Seufzer aus ihrer Kehle drang. Dabei bemerkten sie nicht den Schatten, der sich in die Schwärze der Nacht zurückzog.



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