Kalter Hass by Hilary Norman

Kalter Hass by Hilary Norman

Autor:Hilary Norman [Norman, Hilary]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-14T04:00:00+00:00


34.

13. Juni

Jay Sandhu und seine Freundin Lorna Munro saßen reglos da. Es war einer jener stillen Momente, bevor sie zu spielen begannen, und für einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Blicke.

Sie spielten nun seit drei Jahren zusammen bei den Surfside Strings, ein Streichduo, das nach dem Ort benannt war, an dem sie wohnten – in einem kleinen Einfamilienhaus in der Dickens Avenue.

Sie waren seit vier Jahren ein Paar und stets glücklich gewesen in dem Gefühl, zusammenzugehören und sich gemeinsam weiterzuentwickeln.

Jay spielte Geige, seit er fünf war. Lorna hatte sich mit sieben ins Cello verliebt. Jay war Anwalt von Beruf, Lorna Erzieherin in einem Kindergarten. Beide waren zufrieden in ihrem Beruf, aber nichts machte sie glücklicher als das hier.

Die Surfside Strings waren dabei, sich einen Namen zu machen. Ihre Agenten verschafften ihnen immer anspruchsvollere Auftritte, auch wenn Hochzeiten und Partys nach wie vor ihr Haupterwerb waren.

Heute Abend aber war es etwas Besonderes.

Sie spielten Grieg, Mendelssohn und Borodin im Historic Asolo Theater, einem italienischen Schauspielhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert, das 1930 in einem kleinen Ort in der Nähe von Venedig demontiert, in die USA transportiert und ins Ringling Estate in Sarasota verlegt worden war. Wundervoll restauriert, fanden unter seinem Dach Theater-, Tanz- und Musikveranstaltungen, Filmvorführungen und Lesungen statt.

Jay und Lorna hatten noch nie eine solche Atmosphäre erlebt.

Abgesehen von der völlig anderen, in jeder Hinsicht entgegengesetzten Atmosphäre beim Familientreffen im April, als sie ihren Eltern die Neuigkeit überbracht hatten.

Es war eine seltene Gelegenheit gewesen, beide Elternpaare zusammenzubringen. Jays Eltern lebten in Fort Lauderdale, Lornas in Vermont. Beide Familien lehnten die Beziehung ihrer Kinder kategorisch ab. Und was die Neuigkeit betraf, dass ein Kind unterwegs war …

»Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so freuen könnte, Menschen, die ich liebe, los zu sein«, hatte Lorna gesagt, nachdem sie das unschöne Familientreffen verlassen hatten. Dann war sie in Tränen ausgebrochen. Jay hatte sie zu trösten versucht, während seine Gelassenheit in Wut umschlug.

Später an diesem Abend, als sie nicht schlafen konnten, hatten sie ihre eigene Version von Lloyd Webbers Variations gespielt. Erst danach hatten sie sich besser gefühlt, bereit, ihr eigenes Leben fortzusetzen.

Auf ihre Weise.

Heiraten, bevor das Baby zur Welt kam – unter Ausschluss der Eltern, was im Moment die mit Abstand beste Vorgehensweise zu sein schien.

Aber zuvor hatten sie den fantastischen Donnerstagabend.

Den Auftritt ihres Lebens.



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