Kaiser KARL by Hans-Jürgen Ferdinand

Kaiser KARL by Hans-Jürgen Ferdinand

Autor:Hans-Jürgen Ferdinand [Ferdinand, Hans-Jürgen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783957160-218
Herausgeber: Verlag Kern
veröffentlicht: 2013-12-13T05:00:00+00:00


„Ja, mein König, das alles ist königlicher Besitz, und die Ortschaften Windischhausen, Wettelsheim, Markt Berolzheim, Kattenhochstadt, Emetzheim, Trommetsheim, Weimerzheim und Holzingen gehören dazu. Es sind gut und gerne achtzehnhundert, meist hörige Bauersleute, die meiner Aufsicht unterstehen.“

„Nun gut, Heribert, dann will ich, dass alle die Menschen, die Tiere, die Versorgungsgüter aus meinem Königsgut Weißenburg für die umfangreichen Arbeiten der Straße von Weißenburg nach Treuchtlingen als auch beim Ausbau der beiden Flussläufe Altmühl und Rezat-Rednitz herangezogen werden. Ich mache nur die Einschränkung, dass die Feldarbeit auf meinen Gütern darunter nicht leiden darf“, forderte Karl.

Der König versprach Graf Cancor als dem Leiter dieser Großbaumaßnahme neben beträchtlichen Geldmitteln für das nächste Frühjahr anno 789 die Übersendung von circa eintausend Hörigen, Leibeigenen und Sklaven mit entsprechendem Grabungs- und Transportgerät für die anstehenden sehr umfangreichen Erdarbeiten. Aus diesem Zweck wies er seine Kanzlei an, überwiegend aus den slawischen Gebieten, aber auch aus Sachsen und Thüringen diese benötigten Arbeitskräfte anzufordern. Die Grafschaften Sualafeld und Nordgau der Grafen Hugo und Bardo waren gemeinsam mit dem Königsgut Weißenburg ausersehen, weitere zweihundert Erdarbeiter aus dem Rhein-Main-Donau-Gebiet anzuwerben sowie die Verpflegung und Unterkunft der Erdarbeiter in Zeltlagern sicherzustellen.

Heribert von Weißenburg ließ es sich nicht nehmen, den König und sein Gefolge für eine Nacht mehr recht als schlecht zu beherbergen. Nachdem sich der König seiner durchnässten Kleidungsstücke entledigt und neu eingekleidet hatte, traf man sich im größten Raum des Königshofs, um zu essen, zu trinken, über das Bauprojekt weiter zu fachsimpeln, aber auch ganz ungezwungen zu plaudern. In dem großen Raum tropften mächtige, gelbe Kerzen von den eisernen Wandhaltern und hinterließen aufgeschichtete Berge aus Wachs auf dem Boden. Während sich einige der Männer in seinem Gefolge fröstelnd vor den Flammen des Kamins an der Stirnseite aufstellten, um ihre Hände warm zu reiben, begrüßte Karl die anwesenden Frauen und Kinder, fragte sie, ob es ihnen auch gut ging und ob sie irgendwelche Wünsche an ihn hätten.

Durch zwei hohe, zu einem Innenhof weisende Fenster fiel das letzte Licht des Tages auf eine lange Tafel inmitten des Raums. Um sie herum standen drei Dutzend fein gearbeitete Stühle mit Rücken- und Armlehnen und dazu noch einige Bänke. Die Tafel beherrschte den Raum und war mit Köstlichkeiten überladen. In bronzenen Kelchen schäumte das Bier, und große irdene Teller und Platten waren mit geröstetem Kapaun, gekochtem Fisch, Wildschweinbraten, Bohnen, frisch gebackenem Weizenbrot und Grütze gefüllt. Es dampften zwei große Kübel wohlriechender Zwiebelsuppe.

Eine junge Frau entzündete jetzt mit einem Span mehrere Kerzen und nickte mit einem freundlichen Blick dem König zu, der diesen Blick ebenso freundlich, vielleicht sogar verliebt zurückgab. Karl konnte seine Augen nicht von ihr abwenden, solange sie sich im Speiseraum aufhielt. Sie war eine Schönheit, trug ein leuchtend blaues Leinenkleid, das von einem breiten goldfarbenen Gurt gehalten wurde. Pechschwarze Haare fielen ihr in sanften Wellen bis zu den Hüften hinunter. Ihre Augen waren wie Sterne am Himmel. Sie funkelten in reinstem Grün in dem anmutigen, offenen Gesicht, dessen freundliche Züge noch von einer schmalen, vorwitzig hervorspringenden Nase unterstrichen wurden.

Dicke Kerzen standen in flachen eisernen Schalen zwischen den Tellern und Krügen.



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