Immer dieser Michel by Astrid Lindgren

Immer dieser Michel by Astrid Lindgren

Autor:Astrid Lindgren [Lindgren, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Aus einem der Betten kommt eine Stimme. Unter der Bettdecke rührt sich etwas.

"Was heulst du?" fragt Salia Amalia.

Schnell faßt die Maduskan sich wieder. Und schnell preßt sie alles aus Salia Amalia heraus. Darauf versteht sie sich.

Im Nu ist sie auf dem Weg nach Katthult. Jetzt sollen sie nach Haus, ihre Alten. Schnell und vor allem leise muß es gehen; von der ganzen Geschichte darf nichts in Lönneberga bekannt werden.

Katthult liegt so wundervoll im Mondlicht da. Aus dem Küchenfenster sieht sie es leuchten wie von vielen Kerzen. Aber jetzt schämt sie sich plötzlich und getraut sich nicht mehr hineinzugehen. Erst einmal will sie durchs Fenster gucken und nachsehen, ob es wirklich ihre Alten sind, die dort sitzen und schmausen. Aber dazu müßte sie etwas haben, worauf sie steigen kann, eine Kiste oder irgend etwas, sonst kann sie das Fenster nicht erreichen.

Sie wendet sich zum Tischlerschuppen. Vielleicht findet sie dort etwas.

Und sie findet etwas. Keine Kiste. Sie findet eine Wurst. Kann man sich so etwas denken, mitten im Mondschein, mitten im Schnee findet sie eine kleine Wurst, die auf einen Stecken gespießt ist. Nun ist sie gewiß mehr als satt von dem Käsekuchen, aber sie weiß auch, wie schnell man wieder hungrig wird, und eine Wurst dort stecken und verderben lassen, das wäre doch verrückt, denkt die Maduskan. Und sie tut einen Schritt, einen einzigen großen Schritt.

So fing man in früheren Zeiten Wölfe in Smaland.

Gerade in dem Augenblick, gerade als etwas in die Wolfsgrube stürzte, war "Das große Aufräumen von Katthult" zu Ende.

Michel und Alfred halfen allen, die herauskamen, auf den Schlitten. Aus der Wolfsgrube war kein Laut zu hören. Sicher glaubte die Maduskan, sie könnte ohne Hilfe herausklettern, und deshalb schwieg sie.

Und ihre Armenhäusler fuhren also den Hügel hinunter zum Armenhaus. Sie fanden - merkwürdig genug - die Tür offen und 98

wankten in ihre Betten, satt vom Essen und vom Schlittenfahren, aber glücklicher, als sie seit vielen Jahren gewesen waren.

Michel, Alfred und Klein-Ida kehrten im Schein des Mondes und im Licht der Sterne nach Katthult zurück. Michel und Alfred zogen den Schlitten. Ida durfte, weil sie noch so klein/war, auf dem Schlitten sitzen und fahren.

Wenn du jemals mit deinem Schlitten in der Lönnebergagegend auf einem solchen winterlichen Weg an einem mondhellen Abend draußen gewesen bist, dann weißt du, wie wundervoll still es ist, fast, als läge die ganze Welt im Schlaf. Dann kannst du dir auch vorstellen, wie entsetzlich es ist, wenn auf einmal durch diese Stille ein gräßlicher Schrei klingt. Da kamen nun Michel, Alfred und Ida, nichts Böses ahnend, das letzte Stück mit ihrem Schlitten herauf und hörten plötzlich von Michels Wolfsgrube her ein Schreien, das jedem das Blut in den Adern hätte erstarren lassen.

Klein-Ida wurde bleich, und in diesem Augenblick sehnte sie sich sehr nach ihrer Mutter. Michel aber nicht! Er machte vor Freude einen Luftsprung.

"Ein Wolf ist in meiner Grube!" schrie er. "Hurra, wo habe ich meine Busse?"

Das Schreien wurde schlimmer und schlimmer, je näher sie kamen. Es echote rund um ganz Lönneberga. Man hätte glauben können, der Wald sei voller Wölfe, die auf den Klageruf des gefangenen Wolfes antworteten.



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