How to catch a star by Gina Mayer
Autor:Gina Mayer
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Popmusik, Casting, Audition, Musikkarriere, Coming of Age, DSDS, Voice of Germany
Herausgeber: Ravensburger
veröffentlicht: 2014-07-14T04:00:00+00:00
»Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Ich weiß es wirklich nicht. Du bist so wunderbar.« Nicks Mutter schluchzte so laut, dass er das Handy ein Stück vom Ohr weghalten musste. »Ich bin echt stolz darauf, dass du so ein großartiger Mensch geworden bist. Dein Vater …«
»Ich muss jetzt Schluss machen, Mum«, unterbrach sie Nick. »Ich bin gleich dran mit Vorsingen.«
»Ach ja, dieses Casting. Das ist auch wieder so eine von Henrys Ideen. Er ist ja ganz versessen darauf, dich ins Musikbusiness reinzubringen. Damit du am Ende genauso verkorkst bist wie er.«
»Ich muss los, Mum.« Sandra holte Luft, um ein neues Klagelied anzustimmen, aber Nick legte auf. Er hatte sich aufs Klo verzogen, damit die anderen nicht mitbekamen, dass er schon wieder mit seiner Mutter telefonierte. Seit Dienstagabend ging das jetzt schon so. Am Dienstagabend hatte Henry Sandra eröffnet, dass er sich von ihr trennen wollte, weil Jeannie ein Kind von ihm erwartete. Und danach hatte er Nick angerufen.
»Sandra hat es super aufgenommen«, erzählte er voller Erleichterung. »Sie ist so eine starke Frau.«
Aber kaum dass Henry aufgelegt hatte, da klingelte Nicks Telefon wieder, und die starke Frau rief an und bekam am Telefon einen Heulkrampf. »Dieser Scheißkerl, dieser verdammte Blödmann. Ich hab ihm mein halbes Leben geopfert, und jetzt bin ich alt und er lässt mich sitzen«, jammerte die starke Frau. Anschließend wollte sie alles über Jeannie wissen. Ob sie hübsch sei, wie Nick sie fand, wie alt sie war. Vor allem das interessierte sie.
»Keine Ahnung. Ist schwer zu schätzen«, versuchte Nick ihr auszuweichen.
»Sag doch mal. So ungefähr.«
»Weiß nicht. Vielleicht fünfundzwanzig?«
Er hörte, wie seine Mutter am anderen Ende der Leitung die Luft einzog.
Falsche Antwort. »Vielleicht ist sie auch schon dreißig. Ich kann so was echt nicht sagen.«
»Dreißig?« Sandras Stimme zitterte.
»Ist doch egal«, sagte Nick nervös. »Die Beziehung funktioniert nicht, nie und nimmer. In einem halben Jahr geht sie Henry auf die Nerven, weil sie so unreif ist.«
Aber das tröstete Sandra nicht. In einem halben Jahr wäre das Kind fast schon auf der Welt, und Henry und Sandra wären geschieden. Nach achtzehn Jahren, in denen sich Sandra für Henry krummgelegt hatte, in denen sie ihm den Rücken gestärkt und ihn unterstützt hatte, wo sie nur konnte. Und jetzt, wo er endlich erfolgreich war, ließ er sie sitzen. »Das ist so verdammt ungerecht!«, schluchzte Sandra.
Am Dienstagabend hatten sie über eine Stunde miteinander telefoniert. Am Mittwoch hatte Sandra zum Glück lange geschlafen, vermutlich hatte sie sich in der Nacht betrunken. Aber vom Mittag bis zum Abend rief sie Nick sechsmal an.
»Deine Mutter hängt aber sehr an dir«, sagte Liv nach dem vierten Anruf und zog verwundert die Augenbrauen hoch.
Nick seufzte. »Sie steckt gerade in einer Krise.«
»Und du sollst sie für sie lösen? Normalerweise ist es doch andersrum. Die Kinder bauen Mist und die Eltern bringen es wieder in Ordnung.«
»Meine Mutter hat es im Moment nicht leicht«, sagte Nick und überlegte gleichzeitig, ob er jemals Mist gebaut hatte. Nicht dass er sich erinnern konnte. Und wenn es so war, dann hatten weder Sandra noch Henry irgendetwas in Ordnung gebracht.
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