Hilfe, die Googles kommen! by Tobias Mann

Hilfe, die Googles kommen! by Tobias Mann

Autor:Tobias Mann [Mann, Tobias]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2013-03-19T23:00:00+00:00


Offline-Politiker vs. Online-Politik

Was mir persönlich am meisten Angst in Sachen Internet macht, sind Politiker, die Einfluss auf das Netz nehmen möchten und dabei eine fast schon vorsätzliche Ahnungslosigkeit an den Tag legen. Um im obigen Bild zu bleiben: Der Autofahrer, der nicht weiß, wie ein Verkehrskreisel zu benutzen ist, sollte

1. nicht einfach so reinfahren, da größere Schäden zu befürchten sind,

2. anderen besser nicht erzählen, wie sie sich im Kreisel zu verhalten haben und

3. erst recht nicht Einfluss auf die Verkehrsregeln nehmen, die in einem solchen Kreisel gelten.

Genau deswegen ist die Geschichte der deutschen Netzpolitik eine Geschichte voller Missverständnisse. Hans-Peter Uhl (CSU),87 Wolfgang Bosbach (CDU),88 Ilse Aigner (CSU),89 Hans-Peter Friedrich (CSU),90 Ursula von der Leyen (CDU)91 – da reden dann Menschen übers Netz, die Doppelklicks noch mit der Kneifzange machen. Menschen, die besorgt zum Arzt gehen und sagen: »Herr Doktor, mein Nachbar hat gesagt, ich hätte DSL. Geht das wieder weg?« Die rufen wirklich noch abends, wenn sie den Rechner ausschalten: »Schatz, ich fahr mal das Internet runter.« Ich weiß, dass sich jetzt auch der ein oder andere Leser fragt, wo beim letzten Satz der Fehler liegt – das ist aber nicht schlimm, solange er nicht in netzpolitische Entscheidungen eingebunden ist.

Gerade Ilse Aigner, die große Mahnerin in Sachen »Google«, wirkt ja so, als würde sie beim Onlinebanking versuchen, die EC-Karte in den CD-ROM-Schlitz zu stecken.

Und solche Menschen sind dann beteiligt an Prozessen, in denen es um Netzsperren, Online-Durchsuchungen, Bundes­trojaner und Vorratsdatenspeicherung geht. Da wechselt sich bei mir Faszination mit blankem Entsetzen ab.

Beim Großteil der Bürger führt das zu zwei gegenläufigen Effekten: Zum einen werden staatliche Eingriffe ins Internet weitgehend kritiklos akzeptiert, da die selbsternannten »Spe­zialisten« aus der Garde der Politiker der Mehrheit das fatale Gefühl vermitteln, gut von ihnen vertreten zu werden. Zum anderen wird durch die »Das Internet ist böse«-Rhetorik die Angst vor allem Digitalen geschürt.

Dies wird zum Beispiel daran deutlich, wie wenig Widerstand sich gegen die letzte Volkszählung gebildet hat und wie unkritisch das gezählte Volk mit Vorratsdatenspeicherung umgeht. Nach einer ZDF-Umfrage hätten fast 70 Prozent der über 60-Jährigen keinerlei Probleme mit Online-Überwachung. Gut, da kann man auch Hasen zur Hufkontrolle bei Pferden befragen, aber mich erschreckt das.

Man hört hierzulande viel zu oft: »Die können bei mir ruhig gucken. Ich hab nix zu verbergen.« Kurios dabei: Am lautesten sagen das zumeist diejenigen, die, wenn überraschend Besuch kommt, noch schnell das Bad putzen, das Wohnzimmer aufräumen und einen Knick in die Sofakissen schlagen. »Was sollen denn die Leute sonst denken.« Jetzt ist aber so eine Festplatte im Grunde nichts anderes als ein vollgeschissenes Klo oder ein Sofa mit Kekskrümeln in den Ritzen, und wenn dann plötzlich der Staat unangemeldet zu Besuch kommt, was sollen dann die Leute erst denken?

Ich weiß, dass jetzt einige ausrufen wollen: »Ja, aber bei der Vorratsdatenspeicherung sollen ja vorerst nur Verbindungs­daten gespeichert werden. Das ist doch nicht so schlimm.« Aber auch das sind sensible Daten. Was passiert denn mit denen? Werden die »weggetuppert«? Eingemacht oder eingefroren? Nö. Ich sage es Ihnen: Diese Daten



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