Highway 61 Revisited by Mark Polizzotti

Highway 61 Revisited by Mark Polizzotti

Autor:Mark Polizzotti
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Songwriter, Bob Dylan, Renaldo and Clara, 1965, Folk, Rock, Al Kooper, Joan Baez, Recording, The Bootleg Series, Studio, Tom Wilson, Michael Bloomfield, 60s, Rolling Thunder Revue, Alan Ginsberg, Bob Johnston
Herausgeber: FUEGO
veröffentlicht: 2015-05-15T00:00:00+00:00


Wenn man sich den Song heute in der Stereo-Version anhört, dann weiß man den klaren und runden Sound der Platte zu schätzen: Dylans Stimme, Gitarre und Mundharmonika, die aus der Mitte hervortreten, wo sich ihnen am Ende der ersten Strophe Bloomfields E-Gitarre anschließt, während auf der Linken das klingelnde Honky-Tonk-Piano und der Bass ihre Schnörkel hinzufügen und auf der Rechten das Schlagzeug und ein zweites Klavier den Rhythmus hämmern. Diese Aufteilung wird mehr oder weniger das ganze Album hindurch beibehalten, obwohl bestimmte Instrumente manchmal in andere Kanäle überlaufen, als könnten sie nicht still stehen – und heute scheint es normal, es so zu hören. Aber im Jahr 1965 werden sich viele Highway 61 in Mono angehört haben, wo alle Instrumente Richtung Mitte geschoben werden – eine Abmischung, die am zutreffendsten abbildet, was Künstler und Produzent damals in ihren Köpfen hörten. Bemerkenswert ist, wie deutlich sich die einzelnen Teile selbst in der Mono-Abmischung noch voneinander abheben, und wie klar Dylans Gesang und Gitarre hervortreten und dabei trotzdem vollständig ins Ganze integriert bleiben.

Musikliebhaber haben festgestellt, was man durch vergleichendes Anhören bestätigen kann, nämlich dass High­way 61 in Mono auch eine andere Laufzeit hat: beinahe jedes Lied der Platte ist kürzer als sein Gegenstück in Stereo, und die Gesamtdifferenz macht volle vier Minuten aus. Bei keinem Song fällt das so sehr ins Gewicht wie bei »It Takes a Lot to Laugh«, bei dem die Stereo-Version noch ganze vierzig Sekunden weiterläuft, während die Mono-Version längst ausgeblendet ist. In diesem Fall wäre weniger jedoch möglicherweise mehr gewesen: die zusätzlichen Instrumentalstücke in Stereo wiederholen einfach nur den mittleren Break; Dylan wiederholt die gleiche Mundharmonika-Sequenz, wobei er ziemlich abwesend wirkt; und Bloomfield beschränkt sich gegen Ende darauf, wiederholt den Hals seiner Gitarre hochzurutschen. Insgesamt hat der Mono-Mix des Albums tatsächlich eine etwas druckvollere Atmosphäre als die Stereo-Version, da jeder Song genau in dem Moment endet, in dem alles gesagt ist, und nicht noch eine unnötig große Abgaswolke ausstößt.

Wie zuvor schon die Mundharmonika wird auch Dylans Singstimme bei diesem Lied weicher: nach der Rauheit von Bringing It All Back Home und »Tombstone Blues« wird sie zu einem ausdrucksstärkeren Instrument, das sowohl Groll über den Wankelmut der Geliebten vermittelt (»sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«) als auch Zärtlichkeit, Trauer und resignierte Distanziertheit. Dieses Mal ersetzt er Feuer mit schlichter Wärme. Um Dylan davon abzuhalten, wie üblich vom Mikrofon weg zu wandern, platzierte Johnston »drei oder vier oder fünf Mikrofone, damit es Links und Rechts und Mitte gibt. Dadurch, dass Dylan nun rechts, links und mittig zu hören ist, kann man die Backgrounds und die Band noch um ein paar Dezibel höherregeln. Man kann im ganzen Raum rumlaufen und trotzdem alles hören.« Das könnte der Grund dafür sein, warum die Stimme auf dieser Platte weniger blechern klingt als zuvor.

»Ein Präriehund, der an einem Stacheldrahtzaun hängengeblieben ist«, ein »Aufschrei im Stacheldraht«: wie auch immer man Dylans Gesangsstil nennen mag, er bleibt doch einer der markantesten in der Unterhaltungsmusik. Dabei ist er nicht nur seinen eigenen Songs am angemessensten, sondern der ganzen rauen Tradition, aus der diese erwachsen sind.



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