Herrin des Blutes by Bryan Smith

Herrin des Blutes by Bryan Smith

Autor:Bryan Smith
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783865522610
Herausgeber: Festa Verlag
veröffentlicht: 2013-06-23T22:00:00+00:00


Kapitel 14

Die Beleuchtung auf der schäbigen Toilette der Tankstelle ließ einiges zu wünschen übrig. Die leistungsschwache Glühbirne, die in der nackten Fassung an der Decke steckte, flackerte und brummte. Marcy stand über ein mit Schimmel bedecktes Waschbecken gelehnt und begutachtete das Ergebnis der Haartönung, bei der Ellen ihr in der vergangenen Nacht in einem billigen Motel außerhalb von Newark geholfen hatte. Durch die rabenschwarze Farbe sah sie Dream durchaus ähnlich. Im Gegensatz zu ihr hatte sie zwar nicht das Gesicht und die Figur eines Supermodels, aber sie sah gar nicht mal so übel aus. Sie hätte beinahe als Dreams weniger von der Schönheitsgöttin gesegnete jüngere Schwester durchgehen können. Das Wichtigste war jedoch, dass sie kaum noch Ähnlichkeit mit den Fotos aus ihrer High-School-Zeit aufwies, die nonstop bei CNN über den Sender gegangen waren und auf den Titelseiten verschiedener überregionaler Zeitungen geprangt hatten.

Sie legte Lidschatten und dunkelroten Lippenstift auf und stopfte beides zurück in ihre Handtasche. Sie ging zur einzigen Toilette, schob ihre Jeans nach unten und hockte sich auf die kalte Klobrille. Während sie sich erleichterte, krabbelte eine fette Kakerlake über den blau-weiß gefliesten Boden. Dieses stille Örtchen war ein Drecksloch, aber in ihren eineinhalb Monaten auf der Flucht hatte sie sich an unhygienische Bedingungen wie diese gewöhnt. Man konnte nun mal schlecht im Hyatt absteigen, wenn man unerkannt reisen wollte.

Als sie die Toilette kurze Zeit später verließ, wartete Alicia vor der Tür auf sie und verlagerte ihr Gewicht ungeduldig von einem Bein aufs andere. Sie funkelte Marcy an, als diese an ihr vorbeirauschte. »Was hast du denn da drin gemacht? Die beschissenen Kacheln gezählt?«

Dann war sie verschwunden und die graue Metalltür hinter ihr zugeknallt. Marcy seufzte und schüttelte den Kopf, als sie über den Parkplatz auf den alten Lieferwagen zusteuerte. Alicias fortschreitende Entwicklung von einer missgebildeten wandelnden Leiche zu einer voll funktionstüchtigen, lebendigen Frau empfand sie nach wie vor als unheimlich. Die ehemals tote Frau hatte wochenlang weder etwas zu essen noch zu trinken benötigt. Mit zunehmender »Heilung« stellten sich auch ihre normalen menschlichen Bedürfnisse wieder ein. Anfangs hatte sie nur an Pommes frites geknabbert und an den Colas aus den Fast-Food-Läden genippt. Aber inzwischen verschlang sie komplette Mahlzeiten und soff becherweise Wodka Red Bull, wie eine billige Hure aus einem Nachtclub. Von ihrer leichenhaften Erscheinung kündeten nur noch wenige Merkmale. Direkt über ihrem Schlüsselbein prangte eine verblasste kleine Narbe, aber Marcy nahm an, dass auch diese bald verschwunden sein würde.

Sie kletterte durch die geöffnete Seitentür des Lieferwagens und ließ sich neben Dream auf den Sitz gleiten, die auf der anderen Seite neben dem Fenster zusammengesunken war. Sie hielt eine Flasche billigen Wein in den Händen, die sie fest an ihre Brust drückte. Ihre Augen waren blutunterlaufen und der Alkoholgeruch haftete wie eine zweite Haut an ihr. Sie lächelte schwach, als sie Marcy neben sich erkannte. »Hey, Kleine.« Sie bot ihr den Wein an. »Trink einen Schluck.«

Marcy nahm die Flasche aus Dreams zitternden Händen entgegen und setzte sie an ihre Lippen. Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ die lauwarme Flüssigkeit die Kehle hinabfließen.



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