Henri Nouwen – Liebe macht den Unterschied by Burns Kevin

Henri Nouwen – Liebe macht den Unterschied by Burns Kevin

Autor:Burns, Kevin [Burns, Kevin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: adeo
veröffentlicht: 2017-01-23T08:05:42+00:00


KAPITEL 5

EIN UNVOLLENDETES BUCH

1991–1995

„Dieses kleine Ereignis hatte viele Folgen für mich.“

Carolyn Whitney-Brown erinnert sich an ihre erste und durchaus Furcht einflößende Begegnung mit Henri. Sie und ihr Mann Geoff spielten mit dem Gedanken, Assistenten bei Daybreak zu werden. Beide hatten höhere Studienabschlüsse in Literatur, Missionserfahrungen in Afrika und waren mit ignatianischer Spiritualität vertraut. Vor Kurzem hatten sie eine junge Familie gegründet. Henri fuhr Carolyn und Geoff zum Mittagessen in eine Pizzeria unweit von Daybreak. An diese Autofahrt erinnert sie sich noch sehr gut.

Es war nach seinem Unfall, wo er vom Spiegel eines Lieferwagens getroffen worden und fast gestorben war. Er stopfte uns in sein kleines Auto und fuhr uns zum Mittagessen, nur wollte er beim Fahren unbedingt Augenkontakt mit seinen Passagieren aufrechterhalten. Daran war er viel mehr als an der Straße interessiert, und er erklärte mir – daran kann ich mich noch genau erinnern –, wie er nach seinem Unfall vor der Operation wirklich seinen Frieden mit dem Leben und der Welt geschlossen hatte und so traurig war, als er feststellen musste, dass er überlebt hatte. Doch niemand verstand das – oder wenige Menschen verstanden, dass er froh gewesen wäre, das Durcheinander seines Lebens nicht wieder aufnehmen und nicht wieder neue Fehler machen zu müssen, nachdem er seinen Frieden geschlossen hatte. Wir rasten die Straße entlang, ohne dass er auf den Verkehr achtete. Währenddessen erklärte er mir diese Dinge und ich verspürte in dem Moment den tiefen Wunsch, auch so in mir selbst ruhen zu können.

Glücklicherweise überlebten die Whitney-Browns die Fahrt – und das Mittagessen.

Wir kamen sicher bei „Pizza Barrel“ an, wo wir Platz nahmen und warteten. Er nahm seine Brille ab, fuhr sich übers Gesicht, schlug die Arme übereinander und erzählte uns, wie chaotisch und eingeschränkt er sich fühlte und wie einsam er war. Die Kellnerin war sehr nett zu ihm. Ich glaube, sie war an ihn gewöhnt. Als sein Glas leer war, nahm er es und trottete der Kellnerin durchs Restaurant hinterher. Er hatte wohl vergessen, dass man die Kellnerin eigentlich zu sich ruft, und sie sagte: „Setz dich, Henri. Ist schon okay.“

Die Whitney-Browns zogen 1990 nach Daybreak und arbeiteten dort bis 1997. Sie lernten Henri sehr gut kennen.

Henri passte gut zu L’Arche. Henri war selbst verwundet und gewissermaßen behindert. Er brauchte Bestätigung und wollte sicher sein, dass er geliebt wurde. Es war so simpel wie bei jedem anderen Mensch. Er brauchte die Wertschätzung seiner Person, nicht für seine Leistungen, nicht für seine Schriftstellerei. In dieser Hinsicht war Daybreak genau das Richtige für Henri. Menschen liebten ihn als Person und lernten ihn wirklich kennen und boten ihm eine bedingungslose Liebe an, die er vermutlich sonst nirgendwo gefunden hätte.



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